Bahnhof Hoyerswerda 1 Jahr dicht! Keine Bewegung erkennbar!

Bahnhof 1 Jahr dicht - keine Bewegung erkennbar!

Bahnhof 1 Jahr dicht – keine Bewegung erkennbar!

Es ist mal wieder ein trauriges Jubiläum, dass wir in Hoyerswerda heute begehen. Wahrscheinlich auch so traurig, dass es unseren Tageszeitungen keine große Schlagzeile wert ist. Heute vor genau einem Jahr wurde der Hoyerswerdaer Bahnhof geschlossen.

Halt, das ist so nicht ganz richtig. Also nicht der Bahnhof wurde geschlossen. Hoyerswerda Hauptbahnhof ist auch weiterhin Verkehrshalt für zwei Bahnlinien (die RE 11 nach Leipzig/Taucha und die RE 15 nach Dresden). Die OE64 nach Görlitz verkehrt derzeit wegen Bauarbeiten bis Horka als Schienenersatzverkehr.

Zugegeben – das klingt keineswegs nach High Life am Altstadt-Bahnhof. Aber Leben gibt es im historischen, zwischen 1873 und 1875 errichteten Empfangsgebäude, da herrscht eben Totenstille. Seit am 28.12.2011 mit dem Taxiruf dem letzten Mieter seitens der Bahn gekündigt wurde, sind die Türen fest verschlossen. Die Fahrgäste gelangen nun über einen Seiteneingang am Gebäude entlang zu den Gleisen. Immerhin, die Unterführung unter den Gleiskörper wurde im Sommer notdürftig saniert, da eindringendes Grundwasser nicht nur unschön war, sondern vor Allem, weil es die Verkehrssicherungspflichten der Deutschen Bahn betraf. Seitdem herrscht Dornröschenschlaf.

Übrigens Dornröschenschlaf gibt es auch beim Thema Investoren. Denn, dass der Taxiruf das Gebäude verlassen sollte, sollte nicht nur die Betriebskosten des Gebäudes für die Bahn reduzieren, es sollte auch die Chancen auf einen Verkauf erhöhen. Passiert ist in diesem einen Jahr aber – nichts. Dem Vernehmen nach wurden Gespräche geführt. Es soll wohl auch ein Hoyerswerdaer Unternehmer interessiert gewesen sein, allein es kam wohl nie zu Verhandlungen. Doch auch diese durchgesteckten Informationen, dass es Interessenten gegeben haben soll, sind wohl mit Vorsicht zu genießen. Bewegung im Bemühen um eine (Nach-)Nutzung des erst für den Tag der Sachsen 1998 komplett sanierten Gebäudes gibt es nicht.

Interessantes Detail am Rande: Für Bahnunternehmen, die am Bahnhof Hoyerswerda einen Verkehrshalt durchführen wollen, ist die Nutzung der Station Hoyerswerda ab dem 1. Januar 2013 um satte 12,5% teurer geworden. Bisher kostet der Verkehrshalt gemäß der Einstufung des Bahnhofes in die Kategorie 5 nur 1,99 Euro. Im kommenden Jahr erhöht die DB Station & Service AG die Preise auf 2,24 Euro je Verkehrshalt – wobei diese Preise nur für den Nahverkehr gelten, im Fernverkehr würde statt einem Verkehrsleistungsfaktor 1,0 der Faktor 2,4 angewendet werden. der Verkehrshalt in Hoyerswerda kostete damit im nächsten Jahr immerhin 5,38 Euro.

Die Bahnhöfe der Kategorie 5 werden seitens der DB Station & Service AG wie folgt beschrieben:

Die Kategorie 5 beinhaltet Bahnhöfe kleinerer Städte und zahlreiche Stadtteilbahnhöfe, die größtenteils von Pendlern genutzt werden. Diese rund 1.040 Bahnhöfe sind weniger belebt, weshalb auf eine robuste Ausstattung geachtet wird, die auch Vandalismus standhält. Weniger ist hier oft mehr: Statt in nicht benötigte Ausstattung zu investieren, werden finanzielle Mittel wirkungsvoller für Reinigung und Instandhaltung eingesetzt.

Reinigung und Instandhaltung am Bahnhof Hoyerswerda? Viele Pendler fragen sich zu Recht, was die Bahn darunter versteht. Aber tatsächlich, es wird nicht in Ausstattung investiert, wie generell eigentlich in gar nichts investiert wird am Bahnhof Hoyerswerda.

Doch was kann man machen, damit wieder Leben einzieht? Für die Hoyerswerdaer Bürger bleibt nur eines: Am Ball bleiben. Immer und immer und immer wieder an die Schande in der Altstadt erinnern. Immer und immer und immer wieder die Politiker piesacken (schließlich ist die Bahn 100%-iges Staatsunternehmen).

Achso: Nur noch 352 Tage bis zum Start der S-Bahn Mitteldeutschland, dann wird Hoyerswerda Endhaltestelle für ein Bahnnetz, dass im Westen von Halle an der Saale, im Norden von Bitterfeld und im Süden von Zwickau markiert wird. Hoyerswerda wird dann als einziger der Endpunkte eben keinen echten Bahnhof haben.

2 Kommentare

  1. Moin,

    Ich verstehe noch nicht, warum Hoyerswerda ein belebtes Bahnhofsgebäude braucht? Ein Aufenthalt am Bahnhofs ist vollkommen unnötig. Es gibt EINE Umsteigebeziehung, Richtung Görlitz – Richtung Ruhland. Schaut euch doch da mal die Wartezeiten an. Braucht man für 10min warten wirklich ein Bahnhofsgebäude?
    Es gibt ein Fahrkartenautomat und ein WC ( das ist echt super! zu meiner Schulzeit mussten gabs noch kein Klo).
    Was will man mehr? Hoyerswerda ist nun mal kein bedeutender Knotenpunkt. Daran ändert sich auch nichts, wenn es ein paar Mieter im Gebäude gibt.
    Es ist auch egal dass in 352 Tagen Hoyerswerda Endhaltestelle einer S- Bahn wird. Die S-Bahn ersetzt auch nur den RE nach/von Leipzig .Ok, der Zug fährt noch ein stück weiter. Das liegt aber allerdings daran, dass in Leipzig der City-Tunnel eröffnet werden soll. Die Frequenz ändert sich übrigens auch nicht. Ob der Zug nach Leipzig nun RE oder S-Bahn heißt, ist meiner Meinung nach egal.

    (Achso: Hoyerswerda ist ein “ echter“ Bahnhof. Ein Bahnhof definiert sich nicht danach ob es ein Gebäude gibt in den man noch einen Kaffeeklatsch halten kann. „Bahnhöfe sind Bahnanlagen mit mindestens einer Weiche, wo Züge beginnen, enden, ausweichen oder wenden dürfen“ [nach EBO bzw. DB-Richline408] )

    1. Hallo Spector,
      danke für Deinen interessanten Kommentar.
      Wozu Hoyerswerda ein belebtes Bahnhofsgebäude braucht? Weil wir ein totes haben. Und ein totes Bahnhofsgebäude ist bedeutend schlimmer, als gar keines. Derzeit ist Hoyerswerda Knitenpunkt für die Bahn nach Görlitz, Dresden und Leipzig. Und das für die nächsten Jahre garantiert.
      Nur ein attraktives Angebot im Schienenpersonennahverkehr kann selbigen auf Dauer sichern. Dazu gehört auch ein attraktives Umfeld, die Möglichkeit Fahrkarten am Schalter zu kaufen und sich beraten zu lassen. Ein solches Empfangsgebäude bietet der Stadt auch die Möglichkeit, für sich und ihre Angebote zu werben (Seenland, Lausitzbad, Lausitzhalle, Zoo, Altstadt) und ist der „Verteiler“ mit Busbahnhof, Taxizentrale und co.
      Übrigens: Das Klo wird nicht von der Bahn betrieben, sondern wurde von einem städtischen Unternehmen bezahlt und wird von einem städtischen Unternehmen betrieben. Sämtliche Kosten/Verluste trägt somit die Stadt als 100% Eigentümer. Die Bahn hat es seit etlichen Jahren nicht hinbekommen, vorzeigbare öffentliche Verrichtungsstätten zu bieten. Das ist ein absolutes Armutszeugnis.

      Ich freue mich auf die weitere Diskussion!

      Robert

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