Wieder endet eine Ära in Hoyerswerda. Das zwischen 1873 und 1875 errichtete imposante Bahnhofsgebäude in der Altstadt wurde heute geschlossen. Damit steht den Fahrgästen der Bahn ab sofort nur noch die zugigen Bahngleise und die öfter unter Wasser stehende Unterführung zur Verfügung.
Der Taxiruf Hoyerswerda war der letzte Mieter im Bahnhofsgebäude. Aber nein, nicht der Mieter wollte ausziehen, sondern dem Taxiruf wurde gekündigt. Mit dem Auszug des Taxirufs wird das Gebäude nun dauerhaft geschlossen. Das sorgte in der Politik kurzzeitig für rege Betriebsamkeit.Das war es dann aber auch schon wieder.
Erreicht wurde damit leider nichts. Das liegt eben zum Einen daran, dass sich unsere Bundestagsabgeordneten eher halbherzig für den Stadtbahnhof einsetzten. Es sei daran erinnert, dass einzig die Fraktion der Linkspartei im Rahmen einer kleinen Anfrage etwas Druck gemacht hat. Ich möchte dabei darauf hinweisen, dass wir insgesamt drei Abgeordnete aus unserem Wahlkreis Bautzen I im Bundestag zu sitzen haben. Neben Caren Lay von der Linkspartei – die ja im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Bundesregierung als 100%-ige Eigentümerin der Deutschen Bahn AG getrieben hat – sitzen auch Maria Michalk von der CDU und Reiner Deutschmann von der FDP im Parlarment, bewiesen aber lieber ihre Regierungstreue zu Mutti Merkel, die ihnen offensichtlich wichtiger ist, als das Mandat ihrer Wähler.
Auf lokaler Ebene gab es ein gemeinsames Handeln der Stadträte mit der Stadt Hoyerswerda, angeführt von unserem Oberbürgermeister Stefan Skora.
Ich nenne das einen Verrat am Wahlkreis – ändern wird das nichts, interessieren wird das unseren beiden Volksvertreter wohl auch nicht.
Eindrucksvoll beweist die Bahn erneut, dass man Hoyerswerda einfach so abhängen kann. Natürlich, es passiert ja auch nichts. Bis auf einige Wadenbeisser ohne Regierungsauftrag regt sich niemand auf. So war es ja auch schon, als man die Stadt im Janaur komplett vom Bahnverkehr abkoppelte – bundesweit einmalig für eine Stadt unserer Größenordnung!
Doch die Bahn schert sich wenig um die Sorgen der immer weniger Bahnkunden und der Bewohner der Stadt Hoyerswerda. Denn sie will offiziell das Gebäude verwerten. Da macht sich eine Immobilie ohne lästige Mieter, die man erst noch rauskündigen müsste, natürlich besser. Fraglich ist, ob man mit einem potentiellen Interessenten schon in Verhandlungen ist, denn auf der Angebotsseite der Deutsche Bahn Tochter DB Services Immobilien GmbH wird derzeit in Hoyerswerda nur das alte Reichbahn-Ambulatorium und ein Baugrundstück an der Heinrich-Heine-Straße angeboten. Doch selbst, wenn das extra für den Tag der Sachsen in Hoyerswerda 1998 komplett sanierte Gebäude dann einen Abnehmer findet ist mehr als fraglich, ob dieser das Gebäude auch weiterhin für Reisende öffnet. Dazu wäre ein Käufer natürlich nicht verpflichtet.
Nun bleibt wahrscheinlich nur, den Druck aufrecht zu erhalten und regelmäßig an den Bahnhof zu erinnern, dass wir alle nicht vergessen, was heute passiert ist. Wir sollten uns bei dieser Gelegenheit auch noch einmal merken, welche Politiker sich versucht haben, für den Bahnhof einzusetzen und welche sich lieber dem Fraktionszwang unterworfen haben. Auch diese Legislaturperiode wird enden, dann wird sich zeigen, ob die Hoyerswerdaer schnell vergessen können/wollen oder ihrem Unmut durch ihre Stimmabgabe – und nicht etwa durch Nichtwahl! – Ausdruck verleihen.
Achja, ab 2013 soll die S-Bahn Mitteldeutschland in Hoyerswerda seine Endstation haben, Reisende kommen dann in top-modernen Zügen an und dürfen sich am Bahnhofsgebäude vorbei Richtung Taxistand und Busbahnhof schlängeln. Noch 718 Tage verkündet der Countdown auf der Website – ein blanker Hohn für Hoyerswerda!
4 Pings
[…] Auf den Tag genau heute vor einem Monat neigte sich nicht nur das alte Jahr dem Ende zu, sondern end…Was hat sich nun seitdem getan? […]
[…] scheint echt ein nicht enden wollender Albtraum für die Stadt zu werden: Schon seit mittlerweile zwei Monaten ist das erst 1998 komplett rekunstruierte Bahnhofsgebäude Hoye…. Seit zwei Monaten interessiert sich niemand bei der Bahn, niemand beim Eigentümer der Bahn […]
[…] nunmehr vollen 3 Monaten ist das schicke Bahnhofsgebäude in der Hoyerswerdaer Altstadt geschlossen, musste der letzte Mieter das Haus verlassen, weil die Bahn den Mietvertrag gekündigt hatte. Damit wollte man das Gebäude schneller verkaufen, doch 91 Tage später hat sich noch immer nichts […]
[…] das sanierte Bahnhofsgebäude in der Hoyerswerdaer Altstadt ist natürlich weiterhin völlig offen. Nachdem der letzte Mieter am 28. Dezember 2011 das Gebäude verlassen musste, ist die Empfangshalle … Nicht so dicht war offensichtlich die Unterführung, die zu den Bahnsteigen führt – doch […]