
In Hoyerswerda wird schon seit vielen Monaten heftig gestritten um eine Revitalisierung des ehemaligen WK 9. Ein Investor möchte zwischen der Spremberger Chaussee, der Claus-von-Stauffenberg-Straße und der Lieselotte-Herrmann-Straße ein neues Geschäftszentrum errichten, drum herum noch ein neues Wohnquartier.
Das Für und Wider wurde nun lange ausgetauscht, der Stadtrat hat etliche Sitzungen zum Thema abgehalten, das Einzelhandelskonzept wurde auch für die Bürger veröffentlicht. Es läuft also alles auf eine Entscheidung hinaus.
Genau jetzt versuchen die Akteure Pro und Contra noch einmal öffentlich zu überzeugen und möglichst viele Bürger hinter ihrer Position zu versammeln, um den Stadtrat bei seiner Entscheidung zu beeinflussen: Mit einer Petition. Also eigentlich sogar gleich mit zwei Petitionen.
Die Stadtratsfraktionen von CDU, SPD, Linke & Freie Wähler (Marcel Linack) haben am 31. Juli auf der Plattform Change.org eine Petition mit dem Namen „Petition zur Unterstützung des Projekts „Neue Kühnichter Heide““ veröffentlicht.
Nur eine Woche später veröffentlichten die Fraktion Aktives Hoyerswerda/ Grüne , NABU Hoyerswerda, Initiative Mitmachstadt, Hoyerswerda eine eigene Petition auf der Plattform Openpetition.de mit dem Titel „JA für eine lebendige Innenstadt – NEIN zum neuen Einkaufszentrum „Neue Kühnichter Heide“!“
Und beide Initiativen machen ordentlich Bambule um ihre jeweilige Position zu vertreten. Während zunächst die erste Petition ordentlich Zug hatte und mit mehreren hundert virtuellen Unterschriften vorn lag, überholen nun die Kritiker. Stand jetzt (22.08.2025 – 12 Uhr) steht es 466 Pro gegen 502 Contra.
Das ist natürlich spannend anzuschauen. Aber bei 31.120 Einwohner (Stand Juni 2025) sind dann kaum 1.000 Stimmen – davon sicher einige hundert nicht aus Hoyerswerda – nicht wirklich politisches Gewicht. Würde eine der Petitionen 10% der Einwohnerzahl überschreiten, könnte man ja drüber reden – aber so?
Letztlich geht es für die Stadträte darum zu entscheiden, ob wir das bisherige Standentwicklungskonzept ernst nehmen, das eine gewollte Schrumpfung von Außen nach Innen vorsieht und demnach auf längere Sicht keinen nennenswerten Neubau im WK 9 vorsieht oder ob wir auf der anderen Seite die einmalige Chance nutzen wollen, dass ein Investor ein Wohngebiet für viele Millionen Euro erschließt und damit neuen attraktiven Wohnraum für Zuzug ermöglicht. Gleichzeitig gehen wir mit der (für den Investor nötigen) Entwicklung des Fachmarktzentrums das Risiko ein, Kaufkraft der bisherigen Standorte Treff 8 und Lausitz-Center abzuziehen und deren Fortbestand zu gefährden. Allerdings gab es dieses Argument bei der Bebauung der Zoowiese vor mehr als 10 Jahren auch. Nachdem dort alles fertig gestellt wurde, lebt der Handel in der Stadt weiterhin.
Eine schwere Entscheidung für den Stadtrat. Wenn man die Mehrheitsverhältnisse betrachtet, haben die Unterstützer der Investition 14 Stimmen von 30 Sitzen. Die Gegner des Projekts sind derzeit nur mit 5 Sitzen präsent. Die große Unbekannte bei der Abstimmung wird hier also die Position der Fraktion der AfD sein. Ob eine der Seiten sich freuen wird, wenn sie sich nur mit deren Unterstützung durchsetzen können?