Dass die Zukunft ausnahmsweise auch in Hoyerswerda schon recht frühzeitig anklopft, gab es in unserer Stadtgeschichte selten. Gerade einmal beim Thema industrieller Wohnungsbau waren wir einmal im positiven Sinne führend. Und doch hält in HoyWoy eine wahrhaft zukunftsweisende Technik Einzug: Der Kabelnetzanbieter Primacom (dessen Muttergesellschaft Primacom AG derzeit im Insolvenzverfahren ist) wird ab dem 1. Oktober rasantes Internet über sein TV-Kabel anbieten.
Richtig schnelles Internet ist vor Allem im Osten Deutschlands noch immer ein Problem. Nachdem die damals noch staatliche Telekom Miliarden in Glasfaserkabel investiert hatte, waren diese Netze mit Einzug der DSL-Technik plötzlich nicht DSL-fähig – was aber vor allem daran lag, dass man die Investitionen in sogenannte Outdoor-DSLAMs scheute. Erst seit 2005 erschloss man dann das brachliegende Potential der teuren Leitungen und bot in Hoyerswerda seit 2006 erstmals auch DSL-Anschlüsse mit mehr als den magischen 6.016 kbit/s an – satte 50.000 kbit/s sollte nun die technische Grenze sein. Blöd nur, dass solch tolle Durchsatzraten in der Praxis eher selten erreicht werden und dass die Abdeckung im Stadtgebiet eher bescheiden war, hauptsächlich das Stadtzentrum konnte versorgt werden, Ausläufer zogen sich bis ins WK8.
Klar, dass auch der ortsansässige Kabelnetzbetreiber Primacom die Investitionen in seine Netzinfrastruktur durch sogenanntes Triple-Play besser refinanziert wissen wollte. So wurden die Neustädter ebenfalls seit 2005/6 regelrecht erschlagen mit monatlichen Werbeschreiben und Wurfsendungen der Kabelherren, wie toll doch das neue Fernseh-Internet sei. Der richtige Durchbruch fürs TV-Kabel könnte aber jetzt wirklich gelungen sein. Denn 120.000-er Internet das ist schon eine wahrhafte Hausnummer. Allerdings werden Uploads nur bis maximal 1536 kbit/s unterstützt
Doch was soll das Späßken denn nun kosten?
Dazu sollte man schnell noch den Vergleich zum Telefonkonkurrenten ziehen: Die Telekom will knappe 50 € für das komplette Triple-Play-Paket mit DSL-Flat 50.000, Telefon-Flat und Fernsehen. Telefonkonkurrent Vodafone bietet – sofern technisch verfügbar – die gleiche Leistung schon für knapp 40 €.
Bei der Primacom will man auch ein richtiges Paket schnüren und versucht so auch gleich die bisher wenig gebuchten digitalen TV-Pakete mit zu bündeln. Der sogenannte Kabelanschluss Plus kostet in den ersten 6 Monaten schlappe 19,99 € danach einen Zehner mehr. Dazu dann DSL plus Telefon-Flat macht nochmal zusätzlich 35,00 €. Dazu noch Einrichtungsgebühr von 49,99 €. Macht also mal eben 64,99 € ab dem 7. Monat. So rechnen sich dann auch die teuren Netzinvestitionen, die man in den 90ern gemacht hat, schnell. Der wahre Hammer steckt aber im Kleingedruckten: Ab einem montlichen Transfervolumen von 50 GB wird die Geschwindigkeit auf 50% runtergereglt, ab 80 GB um 75% und bei 100 GB sind es schon satte 90% Drosselung. So würde dann effektiv nur noch ein 12.000-er Anschluss anliegen. Bei den Preisen ist das dann aber eine echt nervige Fußfessel, die man bei intensiver Nutzung von Streaming-Diensten und Software-Downloads schnell überschreiten kann.
Andererseits sind die Kapazitäten auch im Kabel begrenzt.
Die eingesetzte DOCSIS 3.0 bündelt nämlich zwischen drei und vier Kanälen, um diese Geschwindigkeiten technisch überhaupt schaffen zu können. Mal grob überschlagen sollte nicht viel mehr als 20% der Kunden dieses Angebot nutzen, sonst wird es schnell eng und von den versprochenen Wunder-DSL-Durchsatzraten bleibt effektiv überhaupt nichts übrig.
Dennoch ist das schon eine spannende Geschichte und ein kleiner Funken Hoffnug für die Stadt. Schließlich werden wir die erste ostsächsische Kommune mit einer 120.000er Anbindung sein. Das hat nicht mal Dresden und das ist ja bekanntlich unsere glorreiche Landeshauptstadt…