Weihnachtspost für 1919-Mitglieder

Weihnachten ist die Zeit im Jahr, in der auch wirkliche Schreibmuffel – ich zähle mich ja selber dazu – mal wieder zu Stift und Papier greifen und dann tatsächlich echte Briefe schreiben. Mit Liebe, mit Hingabe. Einen solchen Brief erhalten zur Zeit auch die Mitglieder des Hoyerswerdaer Sportvereins 1919. Nur, ob dieser Brief wirklich so hingebungsvoll und mit Liebe gemeint ist?

Wir hatten bereits im Oktober berichtet, dass der Fußballclub zusätzlich zu den nicht gerade sozialen Mitgliedsbeiträgen nun auch noch Wäsche-Wasch-Gebühren erheben will. Auf der Mitgliederversammlung stimmte die Mehrheit der kaum 40 anwesenden Mitglieder (von angeblich 500 Mitgliedern insgesamt) für einen solchen Obulus. Nun zur Weihnachtszeit muss das auch denen erklärt werden, die es vorrangig treffen wird: Die Eltern der Nachwuchskicker! Wie macht man das am Besten? Mit Geschwafel vond en tollen Erfolgen. Schließlich sei man ja jetzt der Fußballverein der Stadt – warum auch immer man das von einem künstlichen Konstrukt behaupten darf. Aber da gibt es so böse Sachen, wie den Bund, das Land und die Kommune, die einfach so ihre Zuwendungen kürzen. Böse, böse sowas. Und ofensichtlich sind nur am Hoyerswerdaer Adler die Kosten für die Wäsche des kickenden Personals so exorbitant. Eine ähnlich hanebüchene Erklärung hatte bisher kein Fußballclub deutschlandweit ins Gespräch gebracht. Also der Brief im Wortlaut ist auch auf der Vereinsinternet(blog)seite veröffentlicht. Nach dem ganzen Blabla zur Einleitung, dann die entscheidenen Sätze:

So wurde der Vorschlag des Vorstandes an die Mitgliederversammlung mehrheitlich angenommen, dafür einen wöchentlichen Obolus von 0,50 € zu erheben. Diesen werden wir ab der Beitragszahlung Januar 2011 berücksichtigen.

Gut, wenn man rechnet, dass das Jahr also 52 Wochen hat, würden so pro Mitglied 26 € zusätzlich zu den ohnehin Landkreisweit einmalig hohen Mitgliedsbeiträgen eingenommen werden. Rechnet man nun mit 400 aktiven Mitgliedern, die dieses Schicksal ereilen soll, würden also Mehreinnahmen in Höhe von 10.400 € generiert. Wow! Keine schlechte Idee.

(Nebenrechnung: Erfahrungsgemäß wollen durchschnittliche Bezirksligafußballer Aufwandsentschädigungen – sprich: Geld – für Ihr Gekicke haben. In der Liga werden da in der Regel zwischen 150 € und 300 € für Stammspieler fällig. Spitzenspieler treten nicht unter 400 € im Monat gegen das runde Leder. Mit den 10.400 € ließen sich also bequem 2 durschnittliche und ein Spitzenspieler für die Bezirksligaelf bereit stellen…)

Ich schrieb schon im Oktober, dass dieser Obulus für viel Ärger im Verein gesorgt hatte. Zwischenzeitlich war es wieder ruhiger geworden – bis jetzt. Denn nicht alle Eltern können es sich noch leisten, unzählige Euro Monat für Monat für das Hobby ihres Kindes zu investieren. Und wenn dann auch unter diesen Eltern die Einsicht da ist, dass es dem Verein wirtschaftlich ja so schlecht nicht gehen kann, wenn man seinen Bezirksligafußballern Aufwandsentschädigungen zahlt, während die Eltern der Kinder zahlen, zahlen, zahlen und dann auch noch freiwillig und kostenlos bei Allem mithelfen sollen, dann ist für wohlige Wärme unter dem Weihnachtsbaum gesorgt.

Achja, an Weihnachten ist beim HSV 1919 auch gedacht:

Mit der Bitte um Ihr Verständnis und den besten Wünschen auf ein friedliches und gesegnetes Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben verbleiben wir

Mit sportlichen Grüßen

Der Vorstand

-OFFENLEGUNG- Ich war bis zum Juni 2010 Pressesprecher des FC Lausitz Hoyerswerda.

P.S. Ich bin noch schuldig zu berichten, dass sowohl der HSV 1919 im zweiten Anlauf als auch der Rest-FC-Lausitz doch noch jeder ein neues Präsidium gewählt haben. Respekt!

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