Stadtmarketing in günstig: Felix Ringel

Die Stadt Hoyerswerda hat im Jahr 2009 beschlossen, sich mal ein anständiges Stadtmarketing-Konzept zu gönnen. Wenn man so etwas will, dann hat man zwei Möglichkeiten:

1. Man sucht sich eine kleine lokale Marketing-Klitsche, die die Region, die Stadt und ihre Stärken und Schwächen kennt. Der Vorteil sind die geringen Kosten und dass das Ergebnis ohne Diskussion sehr wahrscheinlich den Erwartungen entsprechen wird. Das ist dann aber auch schon der Nachteil. Weltbewegendes ist nicht zu erwarten.
2. Man sucht sich eine Riesenbude mit Renommé. Das kostet zwar eine hübsche Stange Geld, doch der professionelle Blick von Außen, ist oft Gold wert. So bewerten vollkommen Unwissende das bereits Existierende aus einer neutralen Sicht, so wie es auch beim Zielpublikum des Marketings ankommen würde. Nachteil sind die exorbitant hohen Kosten, eine gewisse Arroganz der „Profis“ und die „Fließbandproduktion“ solcher Marketing-Konzerne.

Die Stadt hatte sich für für einen ganz eigenen Weg entschieden. Anscheinend waren die lokalen Alternativen in der Stadt zu piefig? Aber an die ganz Großen traute man sich wohl nicht ran. So sollte die Marketingagentur „Die Partner GmbH“ aus Görlitz versuchen, Ordnung in die Marketingstrategien der Stadt zu bringen. Ob das gelungen ist, kann ja schon jetzt, jeder Interessierte anhand der veröffentlichen Präsentation für die Stadträte vom Februar 2010 tun:   Hier die Präsentation der Marketingagentur Die Partner GmbH aus Görlitz, in der sie erste Ergebnisse ihres Konzeptes dem Stadtrat vorstellten, der dann die Gelgenheit hatte zu prüfen, ob die Richtung stimmt. Darauf basierend wurde dann im November das Marketing-Konzept übergeben, das derzeit vom Stadtrat intensiv geprüft werden soll.

Marketing kann aber auch ganz anders gehen, kann viel günstiger und durchdringender sein. So hat es der Anthropologe Felix Ringel, der derzeit in Cambridge studiert, zwischen 2008 und 2009 die öffentliche Wahrnehmung der Stadt Hoyerswerda deutschlandweit zu beeinflußen. Und das durchaus zum positiven. Dabei hat er nichts anderes gemacht, als sich auf die Stadt und Ihre Einwohner einzulassen. Er ist in die Stadt gezogen und unterhielt sich viel mit den „Dagebliebenen“ über das Früher, das Heute und schnell merkte auch er, dass den Hoyerswerd’schen das Morgen fehlt. Und das Alles hat er nicht für sich behalten, sondern aktiv versucht, zu beeinflußen, was geschieht. Unzählige Artikel sind zwischenzeitlich über seinen Studienaufenthalt in HoyWoy veröffentlicht worden (sucht einfach mal in der Suchmaschine Eurer Wahl nach Felix Ringel Hoyerswerda). Auch so renommierte Zeitungen wie die Zeit, die Süddeutsche oder die Frankfurter Allgemeine räumten viel Platz für Felix Ringels Geschichte.

Doch auch ein Felix Ringel wird nicht die Zukunft der Stadt Hoyerswerda beeinflußen können. Er hat nur die Augen geöffnet, war auch Türöffner, um den überregionalen Medien Hoyerswerda von einer anderen Seite zu zeigen. Doch durch die Tür gehen, dass müssen wir Hoyerswerdaer schon selbst. Nur die Bewohner selbst können durch aktive Einmischung, durch Beschäftigung mit der täglichen Lokalpolitik und auch mit dem Auf-die-Finger-Schauen den Werdegang HoyWoys mitbestimmen. Ermutigen sollte so zum Beispiel der zunächst Etappensieg der Bewohner des Hochhauses am Knie, die mit eindringlicher Vehemenz dafür gekämpft haben, dass ihr lebenswertes Hochhaus eben nicht dem Erdboden platt gemacht wird, wie schon so viele Blocks vor ihm. Mehr Engagement, mehr Selbstbewusstsein – das ist es, was diese Stadt durchaus noch vertragen kann. Und auch gelegentliche Rückschläge sollten keinen mehr abschrecken. Hoyerswerda als wehrhafte Festung – dieses Bild hat irgendwie was Spannendes und ein gutes Marketing wäre so eine Geschichte natürlich auch…