Einkaufsstadt Hoyerswerda – Problem: Leerstand

Einkaufsstadt Hoyerswerda - Problem: Leerstand
So kreativ geht die Grünewaldepassage mit dem Leerstand um.

Leerstand. Das ist eines der drängensten Probleme in Hoyerswerda. Und nicht nur die beiden Großvermieter Lebensräume und Wohngsgesellschaft und die vielen Häuslebauer haben mit Leerstand in ihren Wohnimmobilien zu kämpfen. Auch und gerade bei den Gewerbeimmobilien gab es in den letzten Jahren immer wieder Schiewrigkeiten. So hatte das Treff 8 Center jahrelang schwer zu kämpfen, dass alle Flächen vermietet wurden, offensichtlich half hier, dass ein ortskundiges Centermanagement eingeführt wurde. Probleme, die man im Lausitz-Center eher weniger kennt, denn da ist die Frequenz so hoch, dass leere Ladenlokale schnell wieder vermietet werden. Laut Eigenangaben sollen dort wöchentlich 120.000 Besucher unterwegs sein. Doch während diese beiden Großeinkaufscenter es noch vergleichsweise leicht haben, gibt es in der Stadt ein besonderes Sorgenkind und das schon seit seiner Errichtung: Die Grünewald-Passage.

 

Im Hoyerswerdaer WK XI – dem Neubaugebiet am Grünewaldring – geplant und gebaut, fristet es schon seit Anbeginn ein Schattendasein. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, als in den Neunzigerjahren Neueröffnung war und wir Kinder/Jugendliche alle gespannt darauf waren, was denn dort geboten werde. Und klar, die Messlatte lag spätestens seit der Lausitz-Center-Eröffnung wirklich hoch. Und wie das so mit großen Erwartungen ist, sie wurden schnell enttäuscht. Und für mich so wie auch für die meisten anderen stand schon nach 5 Minuten fest: Irgendwie nicht mein Ding. Begünstigt wurde dies auch durch die etwas merkwürdige Innenarchitektur mit abwischbaren augenscheinlichen Billigfliesen. Schwerer wog aber der Branchenmix. Da war einfach nix dabei, was Kinder/Jugendliche begeistern konnte. Erschwerend war dann natürlich zum Einen die demografische Entwicklung – Hoyerswerda schrumpfte – und das INSEK, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept. Idee war, die Innenstadt zu retten, indem man den Abrissprozess von Außen nach Innen aufstellt und gut bewohnte Gegenden im WK VIII, IX und X künstlich beschleunigt entmietete. Klar, ins Stadtzentrum wurde viel Geld investiert, da ließ man lieber die neuesten Wohngebiete platt machen. Schwer betroffen davon war dadurch natürlich auch das vormals noch gut ins WK X und XI integriete Einkaufscenter am Grünewaldring. Hier war vor Jahren noch jeden Morgen schon ordentlich Betrieb, wurden Brötchen und Wurst bei Bäcker und Fleischer gekauft. Heute ist nur noch der Hoyerswerdaer Altstadt-Bäcker Pieprz davon übrig. Aber auch alteingessene Unternehmen wie Kerneker Lederwaren mussten irgendwann aufgeben. Übrig blieben als Frequenzbringer die ALDI-Filiale – aber die verkaufen in jeder Gegend Deutschlands, egal wo die Läden sind -, der Bäcker, der Schuhladen und der wirklich gute Grieche „Athos“. Und offensichtlich hält die Stadt auch weiterhin an ihrem Entmietungsprozess am Rande der Stadt fest, um sich im Wunschzentrum warm einzukuscheln. Denn laut einem Pressebericht im September dieses Jahres sagte die Mitarbeiterin der mit der Vermietung und Vermarktung beauftragten Firma UWIGA:

Schwer macht es uns natürlich auch, dass Mietinteressenten von Behörden abgeraten wird, hier einzuziehen.

Das ist natürlich harter Tobak! Aber so gesehen nur konsequent. Und dennoch stemmt man sich beim Center-Management nach Kräften gegen eine Niederlage. So konnte erst vor wenigen Monaten ein größeres Ladengeschäft vermietet werden und nun findet sich dort ein großes Spielwaren- und Kleinkinderfachgeschäft. Eine Nische. Und genau das sind die einzigen Chancen für das Center. Sich Nischen zu suchen. Und die Ansätze sind wirklich gut. Leere Ladenflächen werden zum Teil mit Dekoartikeln der anderen Geschäfte befüllt. Schön auch die Idee, an jedem leeren Laden mit einer Geschichte begrüßt zu werden wie: „Textilien, Mode oder?“ oder „Blumen oder?“ Das regt zunächst einmal die Phantasie an. Auch ich bin darüber „gestolpert“ und fand es interessant, darüber nachzudenken, was denn in der Grünewaldpassage nun „gehen“ könnte. Ich glaube, was machbar wäre, wäre eine Vergrößerung des Bäckers, so dass dieser im benachbarten ehemaligen Fleischer ein Kaffee errichten könnte. Das bietet sich an, weil ja doch ein gewisser Publikumsverkehr durch die Arztpraxis und Behandlungsmöglichkeiten im Haus gegeben ist. Im sommer gibts dann noch leckeres Soft-Eis und schon wäre ein erste Lücke geschlossen. Aber man muss die Vermietung auch nicht erzwingen. Dass Neumieter wie selbstverständlich von den ersten Mieten befreit werden, ist mit Verhandlungen auch im WK X möglich. Aber ein bisschen Leerstand und somit günstiger Raum für neue krative Ideen muss einfach sein. Wie wäre es mit einem Kunstladen? Hier könnten junge Künstler aus der Stadt ihre Werke ausstellen und zum Kauf anbieten. Und wenn gar nichts geht: Auch Autohändler könnten sich freuen, wenn sie in den leeren Ladenlokalen Ihre Flitzer ausstellen könnten. Auch ein Musikgeschäft wäre sicherlich denkbar, hier sind die Mieten günstig!

Ein weiteres Problem ist, dass das Center zwar verkehrsgünstig direkt an der B97 liegt – das war es aber schon. Es gibt keinen Impuls für die vielen Vorbeireisenden, mal schnell abzubiegen und im Center zu bummeln. Sicherlich auch, weil die meisten gar nicht wissen, dass da ein Einkaufscenter ist. Hier wäre sicherlich eine größer angelegte Werbekampagne, in der gemeinsame Aktionen der Einzehändler (z.B. jetzt in der Weihnachtszeit ein Weihnachtsmarkt mit Glühwein, Mandeln etc.) angezeigt werden, ein erster Schritt. Ein besseres Hinweisschild würde dann noch wachrütteln – hey da kann man ja einkaufen.

Ich glaube, mit der jetzt vorhandenen Kreativität und der offensichtlich gemachten Erkenntnis, dass man nur in der Nische (über)leben kann, sind wichtige Schritte erreicht. Wichtig wäre ein zusätzlicher Frequenzbringer fürs Center, um es auch wieder auf den „Radarschirm“ für den gemeinen Shopper zu bringen. Wenn nun noch ein, zwei weitere Geschäfte mehr einziehen, profitieren letztlich alle Mieter. Und dann hat das Center auch in den kommenden 10 Jahren realistische Chancen, sich als „Spezialstandort“ zu etablieren.

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