CDU fordert Seenland-Trumpfkarte???

Ich gebe ehrlich zu, dass ich am Sonntagabend geschockt war, als ich die Schlagzeile in der Sächsischen Zeitung online (kleiner Tipp: Jeden Abend ab Punkt 21 Uhr gibt es dort ausgewählte Berichte online, für Abonennten der Tageszeitung sogar kostenlos lesbar!) gelesen habe: „Hoyerswerdaer CDU fordert Seenland-Trumpfkarte“ stand da geschrieben.

Der Artikel ist auch bei der Lausitzer Rundschau im Volltext lesbar. So wird dort Hoyerswerdas CDU-Vorsitzender und CDU-Landtagsabgeordneter Frank Hirche wie folgt zitiert:

»Das Seenland ist eine Trumpfkarte, die wir endlich ausspielen müssen«, betonte Frank Hirche. Er forderte die Verantwortlichen auf, sich stärker als bisher für die Entwicklung einzusetzen.

Nun gut, wer ist denn dafür verantwortlich, dass die „Trumpfkarte Seenland“ ausgespielt wird? Hmm vielleicht ist es ja die Sächsische Staatsregierung. Und wer ist der Bestimmer? Ich würde sagen, dass das die CDU (mit der FDP) ist. Aber der Sächsische Landtag hat doch auch Einfluß. Wer ist das noch mal gleich ganz vorn dabei? Die CDU! Aber der Landrat ist doch ein wichtiger Mann, der anpacken kann. Und welcher Partei gehört er an? Öhmm, der CDU? Richtig! Außerdem könnte ja auch der Landkreis mal „endlich was tun.“ Wer hat dort das Sagen? Na Hoppla, die CDU! Und im Hoyerswerdaer Stadtrat könnte ja auch mehr fürs Seenland gemacht werden. Wer stellt denn dort die größte Fraktion? Huch, auch hier wieder die CDU (mit der FDP).

Jetzt mal ganz unter uns gefragt, wer ist denn nun dafür verantwortlich, dass augenscheinlich diese „Trumpfkarte Seenland“ bisher nicht ausgespielt wurde? Wer soll denn das sein, außer den politisch Verantwortlichen? Wer hat denn in Sachsen, wer hat im Landkreis das Sagen? Das ist die CDU! Wenn wir also immer wieder beklagen, dass sich nichts tut, dann können wir die Verantwortlichen doch auch gern beim Namen ihrer Partei nennen!

Doch unser Bürgermeister Stefan Skora hat natürlich auch hier eine Lösung gefunden:

 Er freute sich über die trotz knapper Kassen zahlreichen Umbauten in Hoyerswerda und warb für bürgerschaftliches Engagement. Wer sich engagieren wollte, konnte das tun: Der Glockenverein sammelte für den Glockenturm am Martin- Luther-King-Haus.

Natürlich hat er Recht. Nicht der Staat, der Landkreis oder die Stadt muss am Ende das Seenland mit Leben erfüllen. Doch Tatsache ist, dass es noch immer an einem konkreten und für alle greifbaren Plan mangelt. Es fehlt noch immer eine Idee, wie man denn die Heerscharen an Touristen ins Seenland bringen will. Einfach ein paar Tagebaurestlöcher mit Wasser vollaufen lassen, ein paar Verbindungsgräben dazwischen und sich dann hinstellen und sagen: Es ist angerichtet? Das kann es nun wirklich nicht sein!

Bisher gibt es nur einen Haufen hübscher, bunter Prospekte. Es gibt auch einige tolle Einzelangebote: Sei es das Besucherbergwerk F60, die IBA-Terassen oder die Energiefabrik Knappenrode. Aber was verbindet das Ganze? Bisher lautet die Antwort nur: Die Seen und ihre Herkunft. Sprich: Unsere Bergbaugeschichte. Seien wir mal ganz ehrlich: Wer will denn bitteschön einen 14-tägigen Urlaub machen und Alles, was es dann zu sehen gibt sind Seen, Wasser, ein paar Industriebrachen? Ich weiß, es gibt mehr bei uns zu erleben. Aber dann müssen wir doch endlich mal versuchen, den Arsch hochzukriegen. Dann muss die Politik doch auch endlich mal sagen, wo es hingehen soll und darf dann das Land gern zinsgünstige Darlehen und Kredite zur Verfügung stellen und unser Landkreis darf gerne Einfluß auf unsere Sparkasse ausüben, damit die kommunale (!!!) Kreditanstalt, dann auch entsprechend unbürokratisch, schnell und mit günstigen Krediten unterstützen kann. Das ist es, was private Investoren brauchen: Planungssicherheit und günstige Kredite! Und das ist es auch, wofür die Politik sorgen kann, wenn sie denn will.

Vielleicht war der Appell von unserem CDU-Landtagsabgeordneten Frank Hirche also vielmehr als Appell an die eigene Partei zu verstehen nach dem Motto: Zeigt Eier, stellt Euch Eurer Verantwortung – lasst uns nicht einfach fallen!

Schade, dass die Regierungspartei offensichtlich solcher Kritik von Innen bedarf, um in die Gänge zu kommen – wobei, bisher hat sich noch nichts getan. Die Denkansätze liegen aber auf dem Tisch.

(In diesem Zusammenhang ist wohl auch zu sehen, dass Hirche kritisierte, dass Hoyerswerda seine tatsächliche Bedeutung im Landkreis nicht zugestanden bekommt und den Landrat aufgefordert hat, sich mal mit der Stadt dazu auszutauschen?)

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