Zimmer frei – Der Seenland-Tourismus ist noch nicht in HoyWoy angekommen!

Zimmer frei - Der Seenland-Tourismus ist noch nicht in HoyWoy angekommen!
Zimmer frei – Der Seenland-Tourismus ist noch nicht in HoyWoy angekommen!

Seit wie vielen Jahren reden wir eigentich darüber, dass das Lausitzer Seenland die große Chance für Hoyerswerda ist? Dass der Tourismusboom für Arbeitsplätze sorgen wird? Gibt es den Boom denn jetzt tatsächlich? Dann müssten doch die Beherbegrungsbetriebe der Stadt, also die Hotels, Pensionen und Gästewohnungen, stärker nachgefragt sein. Eine Antwort kann dabei die vor wenigen Wochen erneuerte Statistik des Statistischen Landesamtes in Kamenz liefern.

Doch die aktuellen Zahlen für 2011 sehen vorsichtig ausgedrückt sehr ernüchternd aus. Die sechs Beherbergungsstätten meldeten für 2011 17.200 Ankünfte, mit einer gesamten Übernachtungsanzahl von 38.469 Übernachtungen. Damit genoss jeder der Gäste im Schnitt nur 2,2 Übernachtungen. Immerhin entspricht dies einer Steigerung der Ankünfte um 6,2% im Vergleich zu 2010. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Gesamtanzahl der Ankünfte demnach um insgesamt 11%.
 
Entwicklung der Übernachtungen in Hoyerswerda 1993-2011 (Daten: Statistisches Landesamt Sachsen)
Berichtsjahr Anzahl der Beherbergungsbetriebe Anzahl angebotene Betten Ankünfte Steigerung Vergleich Vorjahr Übernachtungen durchschnittliche Aufenthaltsdauer
1993 3 156 8820 147,3% 21254 2,4
1994 4 168 6664 -24,4% 15890 2,4
1995 5 133 6881 3,3% 16171 2,4
1996 5 133 12092 75,7% 32176 2,7
1997 7 459 18982 57,0% 48081 2,5
1998 6 423 17930 -5,5% 37467 2,1
1999 6 423 16751 -6,6% 42003 2,5
2000 7 435 16730 -0,1% 36537 2,2
2001 6 422 16009 -4,3% 30821 1,9
2002 6 415 14751 -7,9% 32739 2,2
2003 6 420 14821 0,5% 32096 2,2
2004 6 420 15343 3,5% 33329 2,2
2005 6 414 16811 9,6% 44515 2,6
2006 6 477 14456 -14,0% 33687 2,3
2007 6 477 15545 7,5% 37208 2,4
2008 7 424 14091 -9,4% 32847 2,3
2009 6 491 16213 15,1% 40168 2,5
2010 6 491 16197 -0,1% 37666 2,3
2011 6 483 17200 6,2% 38469 2,2

 

In der Übersicht habe ich die durchschnittliche Auslastung nicht mit übernommen, sie liegt aber bei 21,3% für das Jahr 2011, das entspricht in etwa dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre und ist ein schlechter Wert. Betriebswirtschaftlich „lohnen“ sich Hotels meist erst ab einer Auslastung von mehr als 30%. Doch ziehen wir mal einen Vergleich, vielleicht profitiert ja nur Hoyerswerda nicht vom Boom im Tourismus?
 
Zum Vergleich habe ich die Werte der Urlaubsregion „Oberlausitz/Niederschlesien“ herangezogen. Das „Lausitzer Seenland“ wird vom Statistischen Landesamt (noch) nicht als eigenständige Urlaubsregion geführt. Hier hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Anzahl der Ankünfte um 22% erhöht, dafür sank hier die durchschnittliche Übernachtungsdauer von einstmals 3 Tagen auf nur noch 2,7 Tage. Der interessantere Wert ist die durchschnittliche Auslastung der Betten, diese liegt nahezu konstant bei 30%, was ein guter Wert ist.
 
Daraus könnte man schließen, dass Hoyerswerda ein Überangebot an Übernachtungskapazitäten hat. Auswärtige, die Hoyerswerda gern mal über die Feiertage besuchen, können aber oft das Gegenteil berichten. Pensionen und Gästewohnungen sind dann oft Wochen im Vorraus ausgebucht. Nur in den beiden Hotels – Achat-Hotel Lausitz und dem Akzent Congresshotel – finden sich noch große Zimmerkontingente. Und da scheint das Problem zu liegen. Denn die beiden Hotels mit ihrer großen Bettenanzahl sind vor allem auf Geschäftsreisende ausgerichtet. Das Achat Hotel Lausitz verfgt derzeit über 89 Zimmer mit insgsamt 178 Betten. Das Akzent Congresshotel kann mit seinen 136 Zimmern über 230 Betten aufbieten (je nachdem, ob in einigen Zweibettzimmern noch ein drittes Bett aufgestellt wird).
 
Doch Urlauber in einer so tollen Region wie Hoyerswerda wollen dann eher Appartements oder Ferienwohnungen. Genau das ist die noch vorhandene Marktlücke und wohl auch eine Entwicklungsrichtung für die beiden großen Hotels. Beim Achat-Hotel hatte man von Beginn an bereits Appartments eingeplant. Diese sind mit 18m² und 24m² noch realtiv bescheiden. Das Akzent Congresshotel müsste an dieser Stelle noch ein wenig nachlegen, ist aber aufgrund seiner zentralen Lage in der Stadt für Geschäftsreisende und Künstler (da direkte Verbindung zur Lausitzhalle) eher geeignet, auch nicht zwingend auf diese Umbauten angewiesen. Doch das Achat-Hotel hat eben Schwierigkeiten, weil es nicht mehr zentral liegt (WK IX und X werden ja nahezu komplett zurückgebaut). Nachdem dort das Allee-Restaurant in diesem Jahr schließen muss, wäre es eine Überlegung in diesen Bau größere Ferienwohnungen zu planen. Ein Restaurant scheint an diesem Standort Probleme zu haben, denn die Versorgung der Übernachtungsgäste mit Alkoholika kann ja auch in der Lobby des Hotels erfolgen, Frühstück gibt es im eigenen Frühstücksraum.
 
Kurzum: Es ist derzeit nicht zu erkennen, dass Hoyerswerda von einem starken Seenland-Tourismus profitiert. Das liegt aber auch daran, dass nicht alle Gästezimmer, Ferienwohnungen und Pensionen ihre Übernachtungszahlen zu melden scheinen. Denn insbesondere diese Angebote werden von den Urlaubern angenommen. Die beiden großen Hotels können da nicht mithalten, da sie originär für Geschäftsreisende gedacht waren. Wir werden die Entwicklung weiter beobachten.

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