Die städtische Wohnungsgesllschaft Hoyerswerda hat ein Problem: Der Leerstand im Wohnungsbestand wächst und wächst. Ende 2019 standen 1.039 von 7.315 Wohnungen leer. Das ist eine Leerstandsquote von 14,2%. Während allerdings zur gleichen Zeit bei den Lebensräumen nur 271 von 6.689 Wohnungen leer standen, mithin 4,05%. Was macht die Wohnungsgesellschaft dagegen? Und was macht das mit unserer Stadt?
Diese Zahlen spiegeln nach Ansicht des Unternehmens aber nicht ganz die Wahrheit wieder. Bei der Wohnungsgesellschaft heißt es, relevant sei hier nur die Zahl der leerstehenden Wohnungen im zu erhaltenden Bestand. Und die liegt bei „nur“ 528 Wohnungen, 9,2%.
Warum ist Leerstand ein Problem? Es gibt eine Menge von Problemen:
- Leerstand generiert keine Mieteinnahmen.
- Leerstand sorgt für Unwohlbehagen bei den Nachbarn und vergrößert die Chance auf weiteren Wegzug von Mietern.
- Die umlagefähigen Mietnebenkosten können nicht auf die leerstehenden Wohnungen umgelegt werden (Beispiel: Grundsteuer, Hausmeister, Aufzug, Müll etc.) und führen zu einem Verlust für den Vermieter.
- Die Schuldenlast des Gesamtunternehmens wird auf weniger aktive Mietverträge verteilt, zum Ausgleich müsste die Kaltmiete für alle Mieter erhöht werden.
Was kann man gegen Leerstand machen? Da gibt es eigentlich nur drei Lösungen:
- Bestandsanpassungen = Abriss
- Werben um neue Mieter, die bisher nicht in der Stadt wohnen
- Zusammenlegen von Wohneinheiten zu attraktiven Mietwohnungen
In der Vergangenheit lief das meist darauf hinaus, dass Wohnraum durch Abriss dauerhaft vom Markt genommen wurde. Anhand der veröffentlichten Geschäftsberichte zeigt sich folgende Statistik für die letzten 15 Jahre der Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda GmbH:
Wohnungsbestand | Abriss | Leerstand (errechnet) | Leerstandsquote | Leerstand im zu erhaltenden Bestand | Leerstandsquote | |
2019 | 7315 | -142 | 1.039 | 14,2% | 528 | 9,20% |
2018 | 7457 | -54 | 992 | 13,30% | 703 | 9,90% |
2017 | 7511 | -25 | 886 | 11,80% | 673 | 9,40% |
2016 | 7536 | -73 | 769 | 10,20% | 601 | 8,40% |
2015 | 7609 | -83 | 708 | 9,30% | 562 | 7,60% |
2014 | 7692 | -164 | 623 | 8,10% | 512 | 6,90% |
2013 | 7856 | -166 | 652 | 8,30% | 431 | 5,80% |
2012 | 8022 | 6 | 682 | 8,50% | 343 | 4,40% |
2011 | 8016 | -593 | 585 | 7,30% | 261 | 3,40% |
2010 | 8609 | -173 | 749 | 8,70% | 299 | 3,90% |
2009 | 8782 | -526 | 773 | 8,80% | 282 | 3,70% |
2008 | 9308 | -591 | 1.145 | 12,30% | 215 | 3,00% |
2007 | 9899 | -341 | 1.515 | 15,30% | 201 | 2,80% |
2006 | 10240 | -515 | 1.710 | 16,70% | 189 | 2,40% |
2005 | 10755 | 2.022 | 18,80% | 2,50% | ||
Abriss gesamt | -3440 |
Es gab also in der Vergangenheit Jahre, in denen der Leerstand bedeutend größer war – und die wirklich schlimmen Jahre Anfang der 2000er mit Leerstand deutlich über 2.000 Wohnungen fehlen hier in der Aufzählung.
Doch Abriss kostet ja eine Masse Geld! Das ist richtig, richtig ist aber auch, dass Zuschüsse aus Steuergeldern den Abriss als wirtschaftliche sinnvolle Variante gestalten. Beispiel: In 2018 kostete der Abriss von 142 Wohnungen schlappe 571.000 Euro. Doch staatliche Zuschüsse in Höhe von 488.000 Euro lassen die tatsächlichen Kosten auf 83.000 Euro sinken. Damit kostete der Abriss einer einzelnen Wohnung nur noch 585 Euro – die jährlichen Betriebskosten einer leerstehenden Wohnung sind sicherlich nicht geringer. Abriss ist damit wirtschaftlich die einzige Option, wenn die Wohngsgesellschaft weiterhin Gewinn erwirtschaften soll.
[Hier stand vorher, dass die WGH als Bestandteil der SWH Gewinne erwirtschaften soll – das ist falsch und wurde nun korrigiert.]
Abriss wird zu leicht gemacht und Alternativen wie Neuvermietung bzw. Umbau der Wohnungen machen aus wirtschaftlichen Gründen kaum Sinn.