Der Zoo und der Spendenaufruf…Hochnotpeinlich?

Ich hatte vor zwei Wochen auf den Spendenaufruf des Hoyerswerdaer Zoos hingewiesen. Da suchte die Stadt doch tatsächlich öffentlich nach freiwilligen Spendern, die dem Zoo bitte Handwagen zur Verfügung stellen wollen. Letztlich fanden sich wohl über 20 freiwillige Spender (die SZ versteckt diesen Artikel hinter einer Paywall). Zeitnah-Online schreibt davon, dass bis Donnerstag acht Handwagen eingetroffen waren und es Zusagen über ca. 10 weitere Handwagen gegeben hätte. Das ist schön, oder?


Ein bisschen in meine Richtung geht hier auch die Sächsische Zeitung. Da heißt es in dem oben verlinkten Artikel:

Seitens der Stadt war Geld für die dringend benötigten Arbeitsmittel scheinbar nicht aufzutreiben.

Dieses scheinbar ist schon der Hinweis auf die Meinung der Zeitung. Damit es dann aber auch die vielleicht nicht Zwischen-den-Zeilen-Leser kapieren hat Redakteur Ralf Grunert noch einen Meinungsartikel angebammelt – nur online hinter einer Paywall zu lesen – mit ganz klarem Tenor. HOCHNOTPEINLICH steht da in der Überschrift. Und weiter:

Dass überhaupt ein solcher Aufruf erfolgte, ist jedoch ein starkes Stück. Soll es tatsächlich in einem Stadthaushalt, der sich im hohen zweistelligen Millionenbereich bewegt, kein Geld für Handwagen geben? Demnächst bettelt die Stadt vielleicht noch um Futterspenden. Das ist schon äußerst fragwürdig, um nicht zu sagen hochnotpeinlich!

Und ja, er hat schon Recht. Ralf argumentiert hier freilich mit dem städtischen Etat in Millionenhöhe. Dem würde ich dann gerne das Haushaltskonsolidierungskonzept entgegenhalten, wo auch Dinge nur wegen wenigen hundert Euro abgeschafft werden und sich alle auf die Schulter klopfen, wie toll wir denn jetzt endlich mal sparen. Ich denke, das „Betteln“ der Stadt soll ein Weckruf an die Bürger sein, um Ihnen klar zu machen, dass wir für unsere Errungenschaften in Hoyerswerda kämpfen müssen. Und die Flut der spendenwilligen Bürger hat gezeigt, dass eben doch nicht Allen Alles am Arsch vorbei geht. Dass eben doch gesellschaftliches Engagement machbar ist. Doch erst die Zeit wird zeigen, ob dieser Weckruf angekommen ist. Erst, wenn der Zoo Hoyerswerda dauerhaft Hilfe und Unterstützung Außenstehender bekommt und diese Hilfe auch dankend aufnimmt – man darf nie vergessen, dass die Spender eben nicht immer einfach nur abliefern wollen, sondern auch sehen wollen, dass die Spenden gut ankommen und auch einfach nur mal ein Danke hören wollen.

Also hochnotpeinlich ist der Aufruf in meinen Augen vielleicht für Außenstehende gewesen. Welcher Zoo ruft denn schon die Bevölkerung auf, Handwagen zu spenden. Das ist schon kurios. Es sollte uns Allen aber die Augen öffnen, dass wir dem Zoo eine bessere Grundlage geben müssen. Denn wenn schon die notwendigen Arbeitsbedingungen der Pfleger mühsam erkämpft werden müssen – wie steht es denn dann um die Lebensbedingungen der Tiere???

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