Das klingt schon ein wenig doof und mit einem Fußballspiel kann man die Entscheidungen des insolventen Dorgeriediscounters Schlecker auch nicht vergleichen. Doch dieses 1:3 bedeutet in der Fußballwelt einen klaren Sieg für Schlecker. Doch weder handelt es sich um ein Spiel, noch hat irgendjemand gewonnen, weder bei Schlecker noch in Hoyerswerda. Denn am 20. März hat der vormalige Riese im Handel seine Pläne für Filialschließungen bekannt gegeben.
Der wohl größte Verlierer, neben dem ländlichen Raum, ist die Stadt Hoyerswerda. Hier wurden von vier städtischen Filialen ganze drei Filialen zum Sonnabend für immer geschlossen. Geschlossen wurden die folgenden FIlialen:
- Altstadt: Schulstraße 12,
- Neustadt: Ziolkowskistraße 18 – beim ALDI-Markt neben dem Wasserwerk,
- Neustadt: Frederic-Joliot-Curie-Straße 23 – bei der Broiler-Bar.
Erhalten bleibt einzig die Filiale am Lipezker Platz im Treff-8-Center. Eine Schließung an diesem stark frequentierten Ort hätte sicherlich aus Auswirkungen auf das ganze Treff-8-Center gehabt, da die anderen Geschäfte – außer dem Netto-Markt – eben keine typischen Jeden-Tag-Einkaufen-Läden sind. Damit kann man im WK 8 aufatmen. Doch die Kunden an den anderen Standorten verlieren ihre Geschäfte. Das ist in Hoyerswerda für die Kunden weniger dramatisch als auf dem Dorf, wo die Schlecker-Läden oft die einzigen Geschäfte waren. Die drei Filialen hatten alle einen Discounter in direkter Nähe. Die Grundversorgung ist also weiterhin gesichert.
Und doch gibt es echte Verlierer. Nämlich die Beschäftigten – und zwar an allen vier Standorten. Denn nun wird in einer Sozialauswahl geprüft, welche Mitarbeiter am Ehesten die Chance auf eine Beschäftigung bei einem anderen Unternehmen hätten, wer am Einfachsten zu kündigen ist. Das wird wohl vorwiegend die jungen Mitarbeiter, auch Mütter treffen. Ältere Mitarbeiter werden dann ins Treff-8-Center gehen. Die Sozialauswahl soll helfen, soziale Härten abzumildern und doch wird viele Mitarbiter der Schock treffen, insbesondere die im Treff-8-Center, die annehmen durften, ihre Jobs seien Sicher, aber noch zu jung und zu kurz im Unternehmen beschäftigt sind, für die Sozialauswahl.
Und doch ist ein Ende auch immer wieder eine Chance für einen Neuanfang. Denn faktisch ist nun die Kaufkraft von drei Schlecker-Filialen wieder im Markt frei verfügbar. Das was bisher dort ausgegeben wurde, ist ja nicht weg, sondern wird bei anderen Händlern ausgegeben. Oder könnte am Ort verbleiben, wenn sich mutige Neuanfänger wagen, ein eigenes Geschäft in den bisherigen Filialen zu eröffnen – das sogenannte Franchising (Erklärung bei Wikipedia) wäre eine Idee. In diese Richtung denken auch Fachleute wie der Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Bonn-Rhein-SiegThomas Roeb. Er bekannte in einem Interview mit dem Sender EinsExtraAktuell:
Wenn Schlecker dauerhaft bestehen will, ist Franchising eine Idee, wie man dieses Problem in den Griff bekommt. Franchise-Nehmer haben aber nicht nur eine bessere Übersicht über die Kosten vor Ort und können sie besser managen. Sie haben – und das ist der wichtigere Aspekt – vor allem auch einen besseren Überblick darüber, was vor Ort nachgefragt wird. Sie können so ihre Sortimente besser anpassen.
Doch das muss gut durchkalkuliert sein, das Sortiment muss wohl auch zu großen Teilen spezialisiert sein, vielleicht mit speziellen Lausitzer Produkten für Touristen. Ansonsten werden aus mutigen Anfängern blutige Anfänger.
1 Kommentar
Toller Artikel. Würde gern mehr Artikel zu dem Thema lesen. Freu mich auf die naechsten Posts.