Was macht den Lausitzer stark? Und auch den Südafrikaner? Und den Australier?

 

Was macht den Lausitzer stark? Kartoffeln, Leinöl und Quark!

Was macht den Lausitzer stark? Kartoffeln, Leinöl und Quark!

„Was macht den Lausitzer stark? Kartoffeln mit Leinöl und Quark“ – diese Weisheit kennt bei uns jedes Kind. Leinöl ist zentraler Bestandteil unserer Lausitzer Esskultur. Und dennoch drohte im letzten Jahr einem der traditionsreichsten Erzeuger das Aus: Die Lausitzer Ölmühle Fritz Schkommodau GmbH & Co. KG musste Insolvenz anmelden. Doch zwei langjährige Mitarbeiter im Unternehmen, Regine Jorga und Hubert Solibieda, wagten im Februar den Schritt in die Selbständigkeit und gründeten die Lausitzer Ölmühle Hoyerswerda GmbH.Hoyerswerda-lebt sprach mit dem Geschäftsführer Hubert Solibieda.

Herr Solibieda, Sie und Frau Jorga, haben den Sprung ins kalte Wasser gewagt und das alteingesessene Unternehmen gerettet. Mal Hand aufs Herz: War Ihnen schon damals bekannt, welches persönliche Risiko Sie damit eingegangen sind?

Wir hatten keine andere Wahl – wir mussten den Schritt wagen, egal mit welchen Folgen. Sonst säßen wir auf der langen Bank im Arbeitsamt. Außerdem wurden wir gut beraten.

Und hat sich der Schritt gelohnt?

Ja, denn wir haben 7 Arbeitsplätze erhalten – das zählt. Wir verdienen uns zwar keine goldene Nase, aber man hat sein täglich Brot und Arbeit.

Sie hatten sich zur Neugründung des Unternehmens ausdrücklich bei der viel gescholtenen Stadtentwicklungsgesellschaft Hoyerswerda SEH für die Unterstützung im Vorfeld bedankt. Wie lief die Zusammenarbeit?

Es war eine sehr gute Zusammenarbeit. Die SEH kam im Vorfeld bereits von allein auf uns zu. Wir haben lange Gespräche geführt und die SEH stand uns bei den Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter, der Sparkasse und anderen zur Seite. Das war sehr hilfreich.

Das Vorgängerunternehmen Lausitzer Ölmühle Schkommodau GmbH & Co KG ist vor allem durch den Wegfall eines Großkunden ins Schlingern geraten. Nach unserer Neugründung besann man sich dort auf die gute Qualität aus Hoyerswerda. Wie groß ist die Abhängigkeit von Großkunden? Droht da wieder Ungemach, wenn es sich auch nur ein oder zwei Große wieder anders überlegen?

Wir haben auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit großen Kunden, wollen aber natürlich weitere Kunden erschließen. Dabei werden wir uns nicht nur auf den Lebensmitteleinzelhandel konzentrieren.

Wie darf man das verstehen?

Leinöl ist sehr vielseitig, so kann man zum Beispiel Holz sowohl für den Innen- als auch Außenbereich mit Leinöl behandeln. Und auch in der Futtermittelbranche ist Leinöl ein gefragtes Produkt.

Die Lausitzer Ölmühle muss sehr schnell einen großen, breiten Kundenstamm erschließen. Sind Sie dabei auf einem guten Weg?

Wir wollen vor allem den kleinen „Tante-Emma-Laden“ um die Ecke beliefern. Denn bei unserer Ware ist vor allem die Frische entscheidend – wir wollen Qualität anbieten. Daher fahren wir unsere Abnehmer im 14-tägigen Rhythmus direkt an und liefern in kleinen Mengen aus – so wird immer nur frisches Leinöl verkauft und der Kunde bekommt die beste Qualität. Das machen wir schon seit 20 Jahren sehr erfolgreich. Daher haben uns die Reaktionen unserer Kunden motiviert, die sich gefreut haben, dass wir im Februar wieder da waren. Derzeit beliefern wir ein Gebiet, das von Südbrandenburg bis an die Tschechische Grenze reicht.

Haben Sie auch versucht, weitere Geschäftsfelder zu erschließen?

Wie gesagt, das Leinöl ist sehr vielseitig. So lässt es sich zum Beispiel auch im Wellness- und Beauty-Bereich einsetzen, das ist aber ein schwieriger Markt.

Dem Lein wird seit jeher eine positive gesundheitliche Wirkung nachgesagt, es ist als Heilpflanze bekannt. Ist das eine Richtung, in die man gehen kann?

Wir haben vor einigen Jahren an einer wissenschaftlichen Studie teilgenommen. Dort konnte nachgewiesen werden, dass Lignane, die im Leinkuchen in besonders großer Konzentration vorkommen, krebsvorbeugend und krebshemmend wirken können. Leinsaatprodukte wirken aber auch Herzerkrankungen entgegen, da sie einen sehr hohen Omega-3-Anteil haben.

Die Lausitzer Ölmühle vertreibt ihre Produkte auch über einen Online-Shop. Lohnt sich das Bestellaufkommen bereits?

Der Online-Shop läuft wirklich gut. Wir haben viele Bestellungen ehemaliger Hoyerswerdaer, die überall verstreut sind.

Was sind denn die exotischsten Länder, in die Sie bisher geliefert haben?

Neben Europäischen Ländern wie Frankreich, Italien, Niederland, Schweiz, Spanien haben wir auch Bestellungen aus Südafrika oder nach Australien.

Bei der 8. Lausitzmesse in Senftenberg avancierte Ihr Stand ja bereits zum Messeschlager. Tut es gut zu erfahren, wie Ihre Produkte beim Verbrauchen angenommen werden?

Dieser Auftritt war unser erster Messeauftritt in Brandenburg und wir waren sehr zufrieden. Wir wurden sehr gut angenommen und hatten viele interessierte Gäste, die nicht nur kosten wollten, sondern auch gleich unsere Produkte gekauft haben. Das war eine wirklich schöne Sache.

Sie haben aber auch ein Ladengeschäft. Da wird jetzt nicht nur Leinöl angeboten.

Ja, wir sind Mitglied in der Erzeugerinitiative „Die Lausitz schmeckt“. Wir beginnen gerade erst damit, regionale Produkte in unserem Geschäft zu verkaufen, bieten Kartoffeln von der MKH aus Wittichenau an. Quark aus der Region soll auch folgen. Denn das gehört ja zusammen: Kartoffeln, Leinöl und Quark.

Die Lausitzer Ölmühle ist eines der wenigen Unternehmen, das man mit der Stadt Hoyerswerda in Verbindung bringt und Sie vertreten nach Außen hin auch die Sorbischen Traditionen. Da liegt die nächste Frage auf der Hand. Wie läuft die Zusammenarbeit im Tourismus?

Das ist wieder ein schwieriges Thema, da wir in unserem Hause selbst nur begrenzt Führungen durchführen können. Aber mit der Initiative „Die Lausitz schmeckt“ und der MKH haben wir gute eine gute Zusammenarbeit. Das Ganze muss sich natürlich erst entwickeln.

Ihr Unternehmen ist ja gerade einmal ein Dreivierteljahr jung – wie sehen Sie die Zukunft des Unternehmens?

Es wird weiter gehen. Wir werden weiterhin versuchen, uns breiter aufzustellen, da sei zum Beispiel der gemeinsam mit der MKH entwickelte Leinölkäse genannt. Doch es lauern natürlich auch Risiken: In diesem Jahr haben sich die Preise für unsere Rohstoffe erhöht und die schlechten Ernten in Folge der Wetterkapriolen haben ihr Übriges getan. Wir haben noch viel vor uns und uns ist nicht Bange vor der Zukunft.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

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