Das Kunstrasendrama im Jahnstadion Hoyerswerda: Lösung in Sicht?

Das Kunstrasendrama im Jahnstadion Hoyerswerda: Lösung in Sicht?

Das Kunstrasendrama im Jahnstadion Hoyerswerda: Lösung in Sicht?

Seit der Mitgliederversammlung beim Hoyerswerdaer Sportverein 1919 schwelt wieder die Frage, wie die Stadt Hoyerswerda mit ihren Fußballplätzen umgeht. Denn – nicht nur – der Kunstrasenplatz im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion ist bereits seit vielen Jahren in desoltem Zustand. Schon vor vier Jahren äußerten Schiedsrichter ernste Bedenken, Spiele des FC Lausitz Hoyerswerda in der Bezirksliga auf diesem Geläuf anzupfeifen. Doch trotz klarer Prioritätensetzung im Sportstättenentwicklungskonzept der Stadt tat sich nichts. Dazu kommt, dass vor einigen Monaten auch noch der kleine Kunstrasenplatz „Arena“ als gesundheitsgefährdend eingestuft wurde. Nach langem Hick-Hack könnte nun eine Lösung in Sicht sein…

Die Lausitzer Rundschau berichtete am Freitag, dass die Stadt Hoyerswerda eine gemeinsame Lösung anstrebe. Gemeinsam mit den Nutzervereinen. Halt nein, so wurde das nicht gesagt. Genau stand da folgendes:

…, soll mit dem Bewirtschafter Sportbund Lausitzer Seenland und dem HSV 1919 ein gemeinsames Gespräch geführt werden.

Offensichtlich war es in den vergangenen Jahren, als der FC Lausitz Hauptnutzer war, vollkommen egal, ob man den Kunstrasenplatz im Jahnstadion saniert, da man ja einen neuen Platz am Adler-Sportplatz in Planung hatte. Nun, wo der Ex-Altstadt-Verein sich mit wehenden Fahnen der Neustadt zugewandt hat, ist die Stadt plötzlich bereit, eine Lösung zu finden. Schon einige Wochen vorher wurde OB Stefan Skora von SZ-Redakteur Hagen Linke (Artikel hinter Bezahlschranke) so wiedergegeben:

Das Problem lasse sich nur mit den Vereinen, also Nutzern, gemeinsam lösen, sagte er.

Wenn nun Stadtsprecher Bernd Wiemer gegenüber der Lausitzer Rundschau zum Ausdruck bringt, dass nur mit dem Stadtsportbund und dem Hoyerswerdaer Sportverein 1919 gesprochen wird, dann frage ich mih, ob denn der FC Lausitz Hoyerswerda oder auch der SV Zeißig keine Nutzer sind? Oder sind diese Vereine einfach nicht wichtig genug, als dass sie auch mitsprechen dürfen?

Doch, was auch auffällt, ist der Weg, der nun beschritten werden soll. Die Lausitzer Rundschau schreibt:

…soll jetzt eine Fachfirma den Platz begutachten. Dann könne festgestellt werden, wie groß das Ausmaß einer Sanierung sei und welche Kosten entstehen würden.

Was das bedeutet ist klar, die Stadt hat offensichtlich auch gesehen (oder bei Hoyerswerda lebt! gelesen?), dass man ja nicht einfach einen neuen Platz hinstellen muss, sondern schon große Teile des jetzigen Platzes in den Bau einbeziehen kann und ggf. mit kostenfreier Unterstützung der Vereine noch ein paar Scheine sparen könnte. Ich schrieb im April:

Doch eine weitere Frage konzentriert sich auf den Punkt Kosten. Denn die 560.000 €, die am Adler zuletzt zur Debatte standen, würde im Jahnstadion vermutlich gar nicht gebraucht. Nach dem Entfernen des jetzigen Kunstrasens, könnte der bestehende Unterbau weiter genutzt werden – sofern er in gutem Zustand ist. Dazu können Vereinsmitglieder beim Ausbau helfen. Traversen stehen bereits, Vorbereitungsarbeiten sind nicht mehr notwendig, Tore gibt es auch schon. Ein Sportanlagenbauer aus Nordrhein-Westfahlen schätzt, dass sich schon mit nur 220.000 € ein neuer Kunstrasenplatz in mindestens guter Qualität errichten ließe. Der würde dann auch nicht mehr mit Sand, sondern ausschließlich mit Gummigranulat (oder einer Mischung aus Gummi- und Tongranulat) versehen und hätte eine Lebensdauer von bis zu 15 Jahren. Nimmt man doch den modernsten Kunstrasen und muss den Unterbau nochmals komplett erneuern, dann würden die Kosten bis zu 350.000 € betragen, die Nutzungsdauer könnte in diesem Fall sogar bis zu 20 Jahre betragen.

Und eben diesen Kostenvorteil von bis zu 340.000 €, den möchte die Stadt nun von einer Fachfirma untersuchen lassen, um danach dann die möglichen Maßnahmen abzuleiten. Das heißt aber nicht, dass dann die rund 200.000 € auch tatsächlich da wären. Doch damit wäre ja endlich eine wichtige Voraussetzung erfüllt, damit der HSV 1919 in die Landesliga aufsteigen kann, oder?

Nun gut, ehrlich gesagt, die sportliche Qualifikation haben die Ex-Altstädter vertan, sind als Tabellenzweiter (eigentlich) nicht aufstiegsberechtigt. Nach Auskunft des Sächsischen Fußballverbandes möchte auch kein möglicher Aufsteiger auf sein Aufstiegsrecht verzichten. Aber da wäre doch noch die Sache mit dem Kunstrasen. Wie schreibt es die Lausitzer Rundschau so schön?

Die Dringlichkeit hatte sich ergeben, weil der Fußball-Bezirksligist vor dem Aufstieg in die Landesliga stand und einen dafür zugelassenen Kunstrasenplatz gebraucht hätte.

Ach tatsächlich? Im offiziellen Bericht zur Mitgliederversammlung versteckt sich der Verein hinter der verklausulierten Formulierung:

Der geplante   Aufstieg in die Landesliga erfordert  Rahmenbedingungen um in der Landesliga spielen zu könne. „ Wenn mit der Sanierung des Kunstrasenplatzes im Jahnstadion nicht umgehend  begonnen  wird, dann können wir den Fußball in Hoyerswerda vergessen“, so Maik Tank .

Sinnvollerweise behauptet man beim HSV 1919 nicht direkt, dass der Kunstrasenplatz eine Voraussetzung für die Zulassung zur Landesliga ist. Denn das steht auch in keinem Regelwerk. Deshalb habe ich schon im April eine Anfrage an den Sächsischen Fußballverband gerichtet und um Klarstellung gebeten. Lutz Mende, Leiter Spielbetrieb beim Sächsischen Fußball-Verband antwortete:

In keiner Spielklasse des SFV, NOFV, DFB und DFL ist es zwingend erforderlich einen Kunstrasenplatz für den Spielbetrieb nachzuweisen.

In Ausnahmefällen ist auch der Spielbetrieb des SFV auf Tennenplätzen möglich. Die Pflichtspiele sollten / müssen auf Rasenplätzen durchgeführt werden.

Halten wir also fest, der HSV 1919 braucht keinen Kunstrasenplatz, um an der Landesliga teilnehmen zu dürfen, eine solche Verpflichtung würde es auch in der Oberliga nicht geben!

Doch der Ex-Altstadt-Club legte im April ja noch weiter nach:

Den Verantwortlichen in der Politik sollte hierbei bewusst sein, dass mit dem Verlust eines weiteren Kunstrasenplatzes in Hoyerswerda die Voraussetzungen für den DFB Stützpunkt sowie den  generellen Trainings- und Spielbetrieb nicht mehr gegeben sind.

Heißt im Klartext: Ohne Kunstrasenplatz kein DFB-Stützpunkt. Doch der Sächsische Fußballverband, als einer der Träger der DFB-Stützpunkte, äußert sich wie folgt:

DFB Stützpunkte benötigen nicht zwingend einen Kunstrasenplatz.

Das es erstrebenswertes Ziel ist einen Kunstrasenplatz nutzen zu können, da sich dadurch die Trainings-, und Wettkampfsituation des Vereins verbessern wird, steht außer Frage.

Also ist ja auch dies Mumpitz!

Auch, wenn wirklich dringend – und ohne weitere Verzögerung – nun endlich ein ligatauglicher Kunstrasenplatz her MUSS, sollte man bei den Gründen eben nicht die „Erpresserkeule“ rausholen, damit schadet der Ex-Adler-Club nämlich dem Anliegen aller Sportvereine, die den Kunstrasenplatz mindestens genauso dringend brauchen.

Die Stadt sollte bei ihren Überlegungen auch zwingend die anderen beiden Nutzervereine mit einbeziehen und nicht nur auf den möglichen Hauptnutzer der Anlage schielen. Bei der Gelegenheit wäre es auch ratsam zu überprüfen, mit welchem Aufwand sich die „Arena“ sanieren ließe, denn die wird dringend für die „kleinen“ Nachwuchsfußball benötigt, eigenet sich hervorragend zum Training, wurde aber auch gern für die regulären Kleinfeld-Spielbetrieb eingesetzt. Und gerade bei den noch so jungen Nachwuchstalenten sollten wir Sorge tragen, dass keine unnötigen Verletzungen entstehen!

 

Offenlegung: Ich war bis zum Juni 2010 in diversen Funktionen – zuletzt als Pressesprecher – beim FC Lausitz Hoyerswerda tätig.

2 Kommentare

3 Pings

  1. 230 000 Euro für neues Sporthallendach
    Gesamtbaukosten: 500 000 Euro / Land will 4,5 Millionen Euro zusätzlich in Sportstättenbau investieren

    Hoyerswerda Das Dach der Jahnsporthalle kann saniert werden. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) hat der Stadt am gestrigen Montag einen Fördermittelbescheid über rund 230 000 Euro übergeben. Die gesamten Baukosten betragen rund 500 000 Euro. Mit den Arbeiten soll im September dieses Jahres begonnen werden.
    Die Jahnsporthalle bekommt endlich ein neues Dach. Archivfoto: Augustin

    Sie sollen Ende 2012 abgeschlossen sein. Ziel ist es, das Dach schneefest zu machen. Betreiber der Halle ist der Sportclub Hoyerswerda, Eigentümerin ist die Stadt.

    „Der Sportclub Hoyerswerda hat rund 2000 Mitglieder, die brauchen eine funktionierende Halle.“ Derzeit ist das Gebäude durch eine provisorische Konstruktion gesichert. Sie ist schon zwei Winter im Einsatz gewesen und soll keine Dauerlösung sein. Die Jahnsporthalle wurde 1976 erbaut und ist baulich in das Gesamtkonzept des Jahnsportplatzes integriert. Ulbig betonte auch, dass in diesem Jahr rund 4,5 Millionen Euro durch zusätzliche Steuereinnahmen für den Sportstättenbau zur Verfügung stehen.

    Das sollte reichen für unser!!! Projekt, oder?

    Sportliche Grüße

    Maik Tank

    1. Zwei Dumme – ein Gedanke…

  1. […] Hoyerswerda um die Sanierung des einzigen noch halbwegs taugliche Kunstrasenplatzes in HoyWoy. Nach langem Ringen hat die Stadt sich der vernünftigen Forderung angeschlossen, doch zunächst die …Das Ergebnis liegt nun vor.Stadtsprecher Bernd Wiemer teilte auf unsere Anfrage vom Dienstagmorgen […]

  2. […] Fast schon traditionell ist auch das Hoyerswerdaer Jahnstadion wieder mit von der Partie. Der Berich…Ebenso interesant war dann der Folgeartikel, der die Kosten für die Sanierung des großen Kunstrasenplatzes mit 200.000 € bezifferte, weitere 50.000 € würden demnach für die kleine “Arena” fällig. Doch noch fehlt das Geld. […]

  3. […] sollte 330.000 Euro kosten. Wenig überaschend waren die Kosten dann doch etwas niedriger – so wie wir das bereits prognostiziert hatten – und es war Gelf für eine neue Flutlichtanlage auf dem Nebenplatz an der Tankstelle übrig. 45.000 […]

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