Städtische Wirtschaftsbetriebe (SWH) übernehmen die Mehrheit an den VBH: HoyWoy vergrößert sein Stück am VBH-Kuchen!

Stadtwerke Hoyerswerda (SWH) übernehmen die Mehrheit an den VBH: HoyWoy vergrößert sein Stück am VBH-Kuchen!

Stadtwerke Hoyerswerda (SWH) übernehmen die Mehrheit an den VBH: HoyWoy vergrößert sein Stück am VBH-Kuchen!

Kuchen ist lecker. Jeder will gern ein Stück davon abhaben. Am Besten ist jedoch der dran, der das größte Stück vom Kuchen hat, der darf meist bestimmen, wer vom leckeren Naschwerk ein Stück bekommen darf. Ganz so einfach ist das in der Wirtschaft nicht. Insbesondere bei kommunalen Unternehmen, die zumindest zu Teilen der Öffentlichen Hand gehören. Ein solches Unternehmen sind die Versorgungsbetriebe Hoyerswerda. An denen hält die Stadt Hoyerswerda über ihre SWH-Holding (Städtischen Wirtschaftsbetriebe Hoyerswerda) bisher 64,8% der Anteile, eine einfache Mehrheit ist damit sicher. Doch das gefiel der Stadt schon länger nicht mehr…Denn nicht über Alles durfte Hoyerswerda mit seinen Anteilen bestimmen. So war es dem Vernehmen nach offenscihtlich schwierig, mit den Anteilseignern Verbundnetz Gas (VNG), Spreegas und enviaM (Stromversorger), die allesamt auch Lieferanten waren, über neue, viel preisgünstigere Lieferanten zu verhandeln. Letztlich waren die Gesellschafter sogar Konkurrenten und versuchten, der VBH Kunden abspenstig zu machen, was natürlich auch die VBH in deren Geschäftsgebiet machen müsste. 

Doch, was in der Stadt besonders sauer aufgestoßen war, war, dass die hochprofitablen Versorgungsbetriebe ihre Gewinne eben nach Geschäftsanteilen ausschüttete. Das stellte sich wie folgt dar: 

 

Jahresabschluss  31.12.2005 31.12.2006 31.12.2007 31.12.2008 31.12.2009 31.12.2010 Summen
gesamte Gewinnabführung 3.914.459,17 4.661.390,36 4.783.534,90 6.595.131,82 15.793.370,04 10.771.414,23 46.519.300,52
Gewinnabführung Hoyerswerda (64,8%) 2.536.569,54 3.020.580,95 3.099.730,62 4.273.645,42 10.234.103,79 6.979.876,42 30.144.506,74
Gewinnabführung VNG (15,1%) 591.083,33 703.869,94 722.313,77 995.864,90 2.384.798,88 1.626.483,55 7.024.414,38
Gewinnabführung Spreegas (10,1%) 395.360,38 470.800,43 483.137,02 666.108,31 1.595.130,37 1.087.912,84 4.698.449,35
Gewinnabführung enviaM (10,0%) 391.445,92 466.139,04 478.353,49 659.513,18 1.579.337,00 1.077.141,42 4.651.930,05

   Demzufolge hat die Stadt Hoyerswerda allein in den vergangenen sechs Geschäftsjahren, insgesamt über 16,3 Millionen Euro an Gewinnen an die weiteren Anteilseigner ausgeschüttet. Geld, das vorwiegend mit Hoyerswerdaer Kunden verdient wurde, Geld, dass in der Stadt gut aufgehoben ist. Das Thema an sich ist auch nicht neu, immer wieder gab es vor Allem seitens der Linkspartei Kritik daran, dass die Stadt das hier erwirtschaftete Geld zu Teilen eben an Anteilseigner ausschütten muss, die es nicht wieder in Hoyerswerda investieren. Das sollte anders werden.

Daher beschloss der Stadtrat einstimmig (!) am 29. November letzten Jahres, den Oberbürgermeister zu beauftragen, die 15,1% Anteile der Verbundnetz Gas abzukaufen. Sogar ein Preis wurde schon vorgegeben, diese Anteile sollten immerhin satte 6,5 Millionen Euro kosten. Das ist nur etwas mehr als die Summe der Gewinnausschüttungen an die VNG in den Jahren 2006-2010. Diese Verhandlungen sind zum Abschluss gebracht worden, die Kaufsumme wurde bereits beglichen. So berichtete das Hoyerswerdaer Tagebaltt in Sächsischer Zeitung und auf www.hoyerswerdsche.de am letzten Freitag.

Doch, wie die 6,5 Millionen Euro bezahlt wurden, darüber ist nichte bekannt geworden. Denn hier wäre ja auch ein Anteilstausch denkbar. Bis zuletzt hielten die SWH immerhin 1,25% der Anteile an der VNG. Diese haben  – wenn man das Anlagevermögen der VNG laut letztem Jahresbericht in Höhe von mehr als 1,1 Milliarden Euro zu Grunde legt – immerhin einen Wert von mehr als 13,5 Millionen Euro, bei Taus bzw. Verkauf dieser Anteile wäre nicht nur der Kauf der VBH-Anteile von der VBH finanziert. 

Denn der Rückkaufplan der Versorgungsbetriebe geht noch viel weiter. Auch die anderen beiden Anteilseigener, die Spreegas und die enviaM haben sich bereits vertraglich per „Put-Option“ ein Verkaufsrecht zu gleichen Preisen wie VNG zusichern lassen. Damit ergäben sich insgesamt folgende Zahlen: 

 

Firma Anteile Kaufpreis
SWH 64,8%  
VNG 15,1%         6.500.000,00 €
Spreegas 10,1%         4.347.682,12 €
enviaM 10,0%         4.304.635,76 €
Gesamtkaufpreis 35%       15.152.317,88 €

 Der Gesamtdeal kostet die Städtischen Wirtschaftsbetriebe SWH also immerhin rund 15,2 Millionen Euro. Das ist kein Pappenstiel und kann nicht komplett durch den oben beschriebenen fiktiven Wert der 1,25%-VNG-Anteile finanziert werden. Doch wo soll das Geld herkommen? Dafür gibt es mehrere mögliche Wege. Gemäß Abschlussbilanz Stand 31.12.2010 hatte die SWH immerhin 8,8 Millionen Euro in der „Kriegskasse“. Außerdem gibt es noch einen viel einfacheren Weg: Die VBH finanziert ihren Rückkauf einfach selbst. Denn die Versorgungsbetriebe sind der größte Gewinnbringer im Portfolio der SWH und haben erst für die hohen Überschüsse bei der SWH in den vergangenn Jahren nach Verlustausgleich mit Lausitzhalle, Lausitzbad und VSE gesorgt. 

Was hat es aber eigentlich mit der Put-Option auf sich? Vereinfacht gesagt, ist die Put-Option ein Sicherungsrecht, dass der Spreegas und der enviaM den Wert ihrer Anteile bis zum 30.06.2013 vertraglich zusichert. Der Wert der Anteile wird bis zum genannten Datum definitiv den gleichen Wert haben, wie Geschäftsanteile der VNG, die die SWH nun für 6,5 Millionen Euro gekauft hat. Das heißt aber nicht automatisch, dass die SWH nun die Anteile der beiden anderen Teilhaber zum 30.06.2013 zu genau diesem vereinbarten Preis kauft, sondern bedeutet nur, dass ein möglicher Verkauf durch die beiden Teilhaber nicht unter diesem Preis möglich ist, so sie denn überhaupt verkaufen wollen. Steigt durch die gute Arbeit der VBH-Mitarbieter der Wert der Anteile an der VBH über den bisher festgestellten Betrag, dann können die Anteilseigner ihre VBH-Anteile auch zu einem deutlich höheren Preis anbieten, die Put-Option sichert lediglich, dass die SWH im Falle des Erwerbs der übrigen Anteile bis zum 30.06.2013 keinen niedrigeren Preis zahlen dürfen. 

Das ist von den Anteilseignern natürlich nicht schlecht durchdacht, sie fürchten, offensichtlich, dass die SWH im Rahmen der Reorganisierung und besseren Verzahnung ihrer Beteiligungen an VBH, Lausitzhalle, Lausitzbad, EEH und VSE weitere Ertragspotentiale aus der VBH zum Beispiel auf die EEH auslagert (oder auch zentrale Funktionen wie Buchhaltung aus den Einzelunternehmen in den SWH-Konzern umlagert) und damit den Wert der VBH schmälern könnte. Für diesen Fall haben sie die „Rückfall-Option“ und können noch bis zum Stichtag ihre Anteile zum jetzigen Preis loswerden. 

Was passiert eigentlich, wenn die SWH wirklich 100% der Anteile an der VBH halten? Was, wenn der ganze Kuchen der Stadt gehört? 

Dann wird eines der profitabelsten Hoyerswerdaer Unternehmen mit zentralen Aufgaben für die Ver- und Entsorgung der Stadt Hoyerswerda wieder der Kommune und damit allen Bürgern gehören. Die Betriebsgewinne würden weiterhin dafür sorgen, dass wichtige, aber eben defitzitäre Einrichtungen wie die Lausitzhalle oder das Lausitzbad den Bürgern zur Verfügung stehen. Vielleicht sind dann, wenn günstigere Beschaffungswege nicht mehr verstellt sind, auch sinkende oder zumindest nicht weiter steigende Preise für die VBH-Kunden möglich? Der wohl wichtigste Fakt aus Sicht unserer Stadt ist jedoch, dass die Stadt Hoyerswerda über ihre kommunale Stadtwerke Holding über das Geld der Hoyerswerdaer Kunden selbst bestimmen und viel Gutes tun kann. Aufgaben gibt es Viele: Sei es, die Sanierungsarbeiten im Zoo zu finanzieren, den geplanten Umbau des ehemaligen Zuse-Gymnasiums voranzutreiben oder auch die Bedingungen für die Sportler der Stadt zu verbessern.

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