Mehr als 100 Pressevertreter waren in der vergangenen Woche in Hoyerswerda eingefallen. Die wichtigsten Fernsehsender und Zeitungen berichteten schon seit Tagen über das Großereignis, das eigentlich total banal ist: Wie in jeder anderen Stadt unserer Größenordnung, sollen demnächst auch hier Asylbewerber eine vorübergehende Aufnahme finden. Und natürlich hatte sich die Medienmeute schon entsprechend munitioniert: Alte Bilder von 1991 wurden wieder herausgekramt und krampfhaft wurden Bürger der Stadt in Interviews immer wieder gelöchert, ob denn so etwas nicht doch wieder passieren könnte und wie schlimm das dann werden würde. Doch, die Bild-Ton-Schere war auffallend…
Denn die Bilder, die aus unserer schönen Heimatstadt gesendet wurden, zeigten eben keine Ossis, die dumpf gegen Ausländer hetzten. Sie zeigten keine Nazis, am Besten noch so wie früher kurzgeschoren und in Springerstiefen. Selbst Medienvertreter, die bemüht waren, Worte und Bilder in diese Richtung zu verbiegen, konnten eben nur einen mickrigen Streifenwagen vor dem Heim zeigen und zwei Männer vom privaten Wachschutz am Eingang. Und die Interviewten, die sich gegen das Heim aussprachen passten auch nicht in das Klischee, der generell ausländerfeindlichen Ossis.
Stattdessen waren die Bürger überrascht, wie einfach die Asylbewerber untergebracht sind. Wie karg die Räume sind, keine Gardinen an den Fenstern, kalte Räume, die schallen, keine goldenen Löffel. Man darf es so kurz zusammen fassen: Außer einem komplett deplatziert wirkendem Landratsamt-Vertreter Gernot Schweitzer Geert Runge, der es in wenigen Sätzen schaffte, die Geschichte komplett zu verdrehen passte an diesem Tag einfach alles. Hoyerswerda kann sehr stolz auf sich und auch auf die Kritiker sein, die es den Pressevertretern gezeigt haben. Der Zwischenstand in diesem „Spiel“ ist nun 1:0, aber schon in einigen Tagen, wenn die Asylbewerber einziehen, hat die Pressemeute ein weitere Chance. Hoyerswerda kann die Führung ausbauen und auf dem „Spiel“, das für die Asylbewerber trauriger Ernst ist, einfach ein ganz normales Miteinander machen, so wie es hundertfach in der Deutschland der Fall ist.
Hier noch der Bildbeitrag von Elsterwelle Fernsehen, dem ehemaligen HOY-TV: