Knüller: 2015 erstmals kein Einwohnerrückgang in Hoyerswerda!!!

2015 erstmals kein Einwohnerrückgang in Hoyerswerda!

2015 erstmals kein Einwohnerrückgang in Hoyerswerda!

Das ist die Knüllernachricht des noch recht frischen Jahres 2016! Denn im vergangenen Jahr hat unsere Stadt Hoyerswerda erstmals seit 1987 keinen Einwohnerrückgang mehr hinnehmen müssen. Aber, wo kommt denn dieser Boom plötzlich her?

Das ist weder überraschend, noch plötzlich. Ursache für die ungewöhnliche Entwicklung sind die Zuweisungen von Asylbewerbern insbesondere ab Oktober letzten Jahres in die neue Unterkunft am Rande des WK IX. Aber gucken wir uns die Zahlen einmal genauer an.

Gesamteinwohnerzahl

Stand 31.12.2015 betrug die Einwohnerzahl 34.211, während sie sich ein Jahr vorher nur auf 34.121 belief.

Faktor Asylbewerber

Ein wichtiger Faktor in dieser Rechnung ist die stark gestiege Anzahl an Asylbewerbern. Da in der Statistik zur Unterscheidung nur die Anzahl ausländischer und deutscher Bürger angegeben ist, gehen wir zur Vereinfachung davon aus, dass alle im Jahr 2015 dazugekommenen Ausländer demnach Aslybewerber sind. Die Anzahl ausländischer Bürger in unserer Stadt stieg dabei von 594 Ende 2014 auf  1.177 Ende 2015. Das ist ein Anstieg um 583 Asylbewerber. Der Ausländeranteil ist – auch ein wenig bedingt durch den Wegzug und das Sterber älterer Mitbürger – damit von 1,7% auf 3,4% gestiegen. Immer noch ein moderater Wert, den unsere Stadt verkraften kann.

Interessant dabei ist, dass nicht nur Männer als Asylbewerber nach Hoyerswerda kommen.Schon vorher war der Anteil der männichen Ausländer etwas größer, die Frauenquote lag bei 43,6%, aktuell sind es nur noch 34,1%, also ein Drittel Frauen, zwei Drittel Männer. Das entspricht auch in etwa dem Durchschnittswert.

 

Bevölkerung

davon

deutsche

davon

ausländische

davon

Jahr

insgesamt

männlich

weiblich

Frauenquote

Bevölkerung

männlich

weiblich

Frauenquote

Bevölkerung

männlich

weiblich

Frauenquote

2010

36.668

17.655

19.013

51,9%

36.244

17.416

18.828

51,9%

424

239

185

43,6%

2011

35.995

17.268

18.727

52,0%

35.560

17.025

18.535

52,1%

435

243

192

44,1%

2012

35.298

16.899

18.399

52,1%

34.840

16.646

18.194

52,2%

458

253

205

44,8%

2013

34.611

16.562

18.049

52,1%

34.156

16.316

17.840

52,2%

455

246

209

45,9%

2014

34.121

16.353

17.768

52,1%

33.527

15.997

17.530

52,3%

594

356

238

40,1%

2015

34.211

16.508

17.703

51,7%

33.034

15.732

17.302

52,4%

1.177

776

401

34,1%

Aber wo kommen die Aslybewerber denn nun alle her? DIe Stadt Hoyerswerda gibt dazu mit dieser Grafik Auskunft:
20160120_Entwicklung_Ausländische_bürger
Faktor Einwohnerentwicklung

Natürlich spielt auch die allgemeine Einwohnerentwicklung in diese Zahlen mit rein. Denn gewöhnlich verliert Hoyerswerda jeden Monat etwa 15 Einwohner dadurch, dass mehr Menschen die Stadt verlassen, als in die Stadt ziehen. Dazu kommen dann weitere knapp 30 Menschen, die durch die höhere Anzahl an Sterbefällen als Geburten fehlen. Macht zusammen pro Jahr einen Einwohnerverlust von etwa 500 Einwohnern. Verglichen mit den Vorjahren (Beispiel: Einwohnerverlust von 2286 im Jahr 2001, aber „nur“ noch 993 in 2009) ist das eine deutlich gebremste Entwicklung!

Ist das nun die Trendwende?

Keineswegs. Die steigenden Zahlen an untergebrachten Aslybewerbern werden nicht dauerhaft auf diesem steigenden Niveau verharren. Die neue Unterkunft im ehemaligen Lehrlingswohnheim ist nahezu ausgelastet. Dazu kommt in diesem Frühjahr noch die Unterkunft im ehemaligen NATZ, ebenfalls im WK IX, hier sind nochmals Plätze für weitere zirka 150 Aslybewerber im Aufbau. Wenn dann aber in diesem Jahr wieder die üblichen zirka 500 Bewohner abgehen, dann wird es im kommenden Jahr zu einem Einwohnerrückgang kommen.

Wichtig ist aber auf der anderen Seite, dass viele junge Menschen in die Stadt kommen und sich so Chancen ergeben können, dass einige von Ihnen auch dann hier bleiben, wenn über ihren Aslyantrag entschieden wurde und sie sich dann ihr neues Leben in Deutschland – am Besten eben in Hoyerswerda – einrichten. Denn dann werden die lokalen Strukturen gestärkt. Dann ist es sogar möglich, die Planungen für einen weiteren Rückbau unserer Stadt zu verzögern und ggf. sogar in Teilen ganz zu unterlassen.  Mehr junge Menschen, mehr Schüler sorgen auch für eine bessere Auslastung der lokalen Bildungslandschaft – ohne Frage eine große Chance, weil die Gebäude ja alle noch stehen.

Die Bertelsmann-Bevölkerungsprognose hatte im letzten Jahr vorhergesagt, dass Hoyerswerda in den kommden Jahren noch deutlich an Einwohnern verlieren wird und weiterhin deutlich älter werden wird. Schon damals hatten wir angemahnt, dass sich Hoyerswerda keinesfalls diesem prognostizierten Trend kampflos ergeben soll! Die Stadt muss auch weiterhin versuchen, diese Prognose zu widerlegen, indem sie attraktiver wird für Familien mit Kindern, indem die bestehenden Strukturen dauerhaft abgesichert werden.

Die aktuellen Einwohnerzahlen sind also keineswegs eine Trendwende, aber ein Signal. WIR LEBEN NOCH!

Ist damit also alles gut?

Weder noch! Es ist weder alles gut, noch schlecht. Die Chancen, die sich jetzt bieten, muss Hoyerswerda auch ergreifen wollen. Viele Hoyerswerdaer sind aktuell eher desinteressiert an unseren neuen (vermutlich zu großen Teilen nur zeitweisen) Einwohnern. Das ist so schlecht nicht, eine Aufgeregtheit würde unserer Stadt kaum helfen. Hoyerswerda wandelt sich, langsam aber bestimmt. Die Vielzahl der Menschen, die freiwillig in den Aslybewerberheimen aber auch danach auch direkt den in Wohnungen lebenden Asylbewerbern bei der Bewältigung ihrer täglichen Probleme hefen, sind ein tolles Signal. Wichtig ist, dass dieses Engagement auch dann nicht nachlässt, wenn die aktuell schwiege Lage nachlässt und dass dieses Engagement dann in andere Richtungen gelenkt werden kann: Sei es bei der Unterstützung von Jugendangeboten (Nachmittagsbetreuung für alle deutsche und nichtdeutsche Kinder, Hausaufgabenhilfe) aber auch bei Angeboten für ältere Menschen und Menschen, die generell etwas Unterstützung brauchen, um im Alltag zurecht zu kommen.

Hoyerswerda hat viele Chancen. Nutzen wir sie!

1 Ping

  1. […] Zum Anderen wurde die Prognose von der Realität eingeholt. Hier gibt es einige positive Faktoren, die nicht zwingend zu erwarten waren. Die starke wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland hat das Leben in den Großstädten und an den Rändern teurer gemacht, zugleich bietet auch das wirtschaftlich schwache Hoyerswerda zunehmend Job- und Entwicklungsperspektiven für unsere Einwohner. Dass sogar Menschen, die unsere Stadt in den Neunzigerjahren mangels Zukunftsperspektiven verlassen mussten, wieder zurück ziehen, konnte man sich damals offenbar kaum vorstellen. Aber auch die weltpolitische Lage, die zu einem großen Druck auf Migrationsbewegungen führte, sorgte dafür, dass die Einwohnerzahlen unserer Stadt nicht so schnell sinken. Tatsächlich ist die Zahl unserer Einwohner ohne deutschen Pass von Juni 2015 bis Juni 2020 von 666 auf nun 1.559 gestiegen. Dies sorgte dafür, dass die Einwohnerzahl Hoyerswedas 2015 erstmals seit 1981 nicht gesunken ist. […]

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