Bertelsmann-Bevölkerungsprognose: In Hoyerswerda wächst nur noch die Zahl der über 80-Jährigen!

Bertelsmann-Bevölkerungsprognose: In Hoyerswerda wächst nur noch die Zahl der über 80-Jährigen!

Bertelsmann-Bevölkerungsprognose: In Hoyerswerda wächst nur noch die Zahl der über 80-Jährigen!

Es gibt wieder einmal Neuigkeiten von der Prognose-Front: Der Bertelsmann-Konzern hat seine Bevölkerungsprognose aktualisiert. Demnach sinkt die Einwohnerzahl in Deutschland bis 2030 um eine halbe Million Einwohner – trotz verstärkter Einwanderung! Während in Berlin ein Bevölkerungswachstum von 10,3 Prozent erwartet wird, ist Hoyerswerda erneut Spitzenreiter am anderen Ende der Skala.

Die Bertelsmann-Stiftung ist nicht unkritisch zu betrachten. Sie hält einen Großteil der Aktien am Bertelsmann-Konzern, dem wohl mächtigsten Medienkonzern in unserem Land. Dazu gehört beispielsweise die RTL-Gruppe mit ihren Fernseh- und Radiosendern, Gruner+Jahr mit Magazinen wie Stern und GEO aber eben auch mit dem Deutschen Pressevertrieb, die Penguin Random House als Buchverlag mit Autoren wie Günther Grasse, Dan Brown und Ken Follet. Die Bertelsmann Music Group hat national und international Künstler wie David Bowie, Die Toten Hosen oder die Oet Shop Boys unter Vertrag. Und die Arvato-Gruppe kümmert sich unter anderem auch um ein Monitoring von Sozialen Netzwerken. Bertelsmann ist eine allumfassende Gruppe mit verschiedentlichen Interessen, versucht das politische Klima in Deutschland zu steuern. So werden Effizienz der Verwaltung bei schrumpfenden Einwohnerzahlen gepredigt, was aber letztlich meist bedeuten soll, dass Aufgaben an private Anbieter ausgelagert werden sollen. Ein potentieller Milliardenmarkt.

Eine pessimistischere Bevölkerungsprognose kann also dem Bertelsmann-Konzern durchaus nutzen – demzufolge sind alarmistische Prognosen stets mit Vorsicht zu genießen. Da diese Bevölkerungsstudie nun schon seite 2006 fortlaufend aktualisiert wird, kann man für Hoyerswerda durchaus Kontinuität und eine Übereinstimmung der Prognosen mit der tatsächlichen Entwicklung beibachten.

Was steht nun in der aktuellen Prognose für Hoyerswerda?

 

Jahr 2012 2015 2020 2025 2030
Einwohner 35.030 32.940 29.730 26.740 24.080

Demnach würde Hoyerswerda mit allen seinen Ortsteilen zusammen nochmals 8.860 Einwohner in den kommenden 15 Jahren verlieren. Das entspricht also einem Einwohnerverlust von 590 Einwohnern pro Jahr.

Treue Leser dieses Blogs erinnern sich bestimmt an einen Beitrag aus dem Jahr 2012, damals hatten wir unter dem Titel „Hoyerswerda schrumpft weiter – nur nicht mehr ganz so stark…“ beschrieben, dass die Horrorvisionen schon jetzt Wirklichkeit sind, dennoch der Trend zum Schrumpfen sich langsam abschwächt.

Es gibt aber noch weitere Auswirkungen, denn die Einwohnerzahl reduziert sich nicht einfach, sondern die Altersstruktur ändert sich weiter. Demzufolge würde Hoyerswerda im Jahr 2030 so aussehen:

 

Die Bevölkerungspyramide, die eigentlich im mittleren Bereich besonders stark ausgeprägt sein soll, wird extrem kopflastig. Die Anzahl der alten Menschen nimmt in der Bevölkerungsgruppe der 80-109-Jährigen sogar um 41,9% zu, während sie in allen anderen Bevöljkerungsgruppen abnimmt.

Alter 0-2 3-5 6-9 10-15 16-18 19-24 25-44 45-64 65-79 80-109
Veränderung in % -39,1 -34,3 -29,4 -26,6 -2,9 -42,2 -42,4 -47,5 -21,4 +41,9

Das sind dramatische Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur unserer Stadt!

Dass Hoyerswerda schrumpft und dabei auch verhältnismäßig älter wird, ist schon länger bekannt. Dass der Abwärtstrend sich ein wenig verlangsamt hat, auch. Aber dass die Alterung um ein solches Maß ausschließlich bei den „Hochalten“ steigen wird, ist überraschend.

Dennoch ist Hoyerswerda hier selbst in Sachsen keine Ausnahme. Laut Bertelsmann soll der Anteil der über 80-Jährigen durchschnittlich um 41,3% steigen, Spitzenreiter seien die Dohna (+125,2%) und Freital (+106,7%).Und Bundesweit soll der durchschnittliche Anstieg sogar 47,2% betragen.

Und natürlich weiß auch Bertelsmann schon jetzt um die Probleme:

„Mit dem Anstieg dieser Altersgruppe vergrößert sich auch der Unterstützungs-und Pflegebedarf in den Kommunen. Es droht die Gefahr von Versorgungslücken durch zu wenige Pflegekräfte“, sagte Brigitte Mohn

Hier ist wohl zu erwatzen, dass Bertelsmann noch mit tolle Vorschlägen für weitere Privatisierungen und privaten Zusatzversicherungen für mehr Betreuung im Alter und ähnlichem um die Ecke kommen wird. Außerdem werden bestimmt Vorschläge für mehr „privat“ bei der Altersvorsorge folgen und natürlich wird man sich ganz neutral auf diese „Studie“ genannte Prognose berufen.

Doch zurück zu Hoyerswerda! Was bedeutet das für uns?

Die Stadt muss sich weiterhin wandeln. Betreuungseinrichtungen für Alte und Hochalte werden in stärkerem Ausmaß gebraucht. Nicht umsonst entsteht schon heute ein Großteil der Neubauten in unserer Stadt für alte Menschen (siehe z.B. Altenpflegeheim am Zoo). Auch kurze Wege, sprich möglichst viel dezentrale Versorgung wird gebraucht werden. So konzentriert sich schon heute die Stadt hauptsächlich um den Altstadt- und den Neustadtkern. Es wird aber auch um Barrierefreihheit gehen, mehr abgesenkte Bordsteinkanten etc. Das sind naheliegende Dinge.

Was aber ganz wichtig ist: Die Stadt muss gegen den Trend arbeiten. Wir müssen mit unseren Pluspunkten für Familien wuchern: Viel sanierter und bezahlbarer Wohnraum (der mit dem anhaltenden Bevölkerungsschwund wieder steigen wird). Viel Grün, viele Spielplätze (über 100 sind unserer Stadt!), gute Infrastruktur usw. Da muss sich Hoyerswerda bewegen und wer weiß, vielleicht können wir dann in 15 Jahren über die Prognosen müde lächeln und behaupten, dass wir Bertelsmann geschlagen haben und doch „nur“ auf 30.000 Einwohner gefallen sind.

4 Pings

  1. […] « Bertelsmann-Bevölkerungsprognose: In Hoyerswerda wächst nur noch die Zahl der über 80-Jährigen! […]

  2. […] Die Bertelsmann-Bevölkerungsprognose hatte im letzten Jahr vorhergesagt, dass Hoyerswerda in den ko… und weiterhin deutlich älter werden wird. Schon damals hatten wir angemahnt, dass sich Hoyerswerda keinesfalls diesem prognostizierten Trend kampflos ergeben soll! Die Stadt muss auch weiterhin versuchen, diese Prognose zu widerlegen, indem sie attraktiver wird für Familien mit Kindern, indem die bestehenden Strukturen dauerhaft abgesichert werden. […]

  3. […] Die Bertelsmann-Stiftung ist alles andere als unkritisch zu sehen. Nicht nur, dass sie einen großen Teil der Aktien am wohl mächtigsten Medienkonzern Deutschlands hält, als Stiftung bereitet sie mit Studien und Forschungsarbeiten die Boden für weitere wirtschaftliche Betätigungsfelder wie zum Beispiel im Pflegebereich. So veröffentlichte die Bertelsmann-Stiftung 2015 eine Bevölkerungsprognose, die von sinkenden Einwohnerzahlen und damit einhergehend von einem Umbau der Pflege ausging. Hoyerswerda wurden verheerende Schrumpfungsraten vorhergesagt – Hoyerswerda lebt! berichtet da… […]

  4. […] die stets sinkenden Einwohnerzahlen zelebrieren. Und das ging viele Jahre wirklich gut. Auch die Vorausberechnungen für die Einwohnerentwicklung haben ein qualvolles aber konsequentes Ende vorher sehen wollen. Doch allen Unkenrufen zum Trotz: […]

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