Ja, warum denn nicht? Am kommenden Sonnabend soll in Hoyerswerda wieder ein groß angelegter Frühjahrsputz starten. Gestern informierte die Stadt die Presse, so berichtet unter anderem die Lausitzer Rundschau. Die Bürger sollen freiwillig helfen, damit unsere Stadt schöner wird. Aber das hatten wir doch alles schon einmal?
Richtig. In der DDR waren „freiwillige Arbeitseinsätze“ zunächst im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes durchaus üblich. Da sie meist am freien Sonnabend stattfanden, bürgerte sich das Wort Subbotnik – angelehnt an die Arbeitseinsätze in der Sojetunion – ein. Später fanden diese Einsätze im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Masseninitiative statt. Doch war die Freiwilligkeit keineswegs so klar. Argwöhnisch wurde beobachtet, wer wie intensiv an der Arbeit teilnahm und so konnte Wohlwollen seitens der staatlichen Organisationen im Einzelfall durchaus vom Arbeitseinsatz abhängen. Von einem solchen Einsatz zeugt auch das oben stehende Bild aus dem Bundesarchiv. Fotograf Helmut Schaar vom Zentralbild beschrieb sein Motiv wie folgt:
26.7.1959: Erstes sozialistisches Studentenlager der Medizinischen Fakultät der Karl-Marx-Universität Leipzig. Drei Wochen lang verleben 800 Medizinstudentinnen und -studenten einen Teil ihrer Semesterferien im sozialistischen Studentenlager Badrina (Bezirk Leipzig). Neben Sport und Spiel lösten sie wirtschaftliche Augaben. Bei Meliorationsarbeiten im MTS-Bereich Badrina und Erntehilfe bei einigen LPG schafften die Studenten einen ökonomischen Nutzen von 85.000 DM. UBz: Der Medizinstudention Claudia Neumann macht die Arbeit sichtlich Spaß.
Und doch empfinden viele ehemalige DDR-Bürger im Rückblick diese Arbeiten nicht als zu aufgezwungen. War es stets eine tolle Gemeinschaft, man traf sich mit Nachbarn und pflanzte zum Beispiel Bäume und Strächer oder baute am Wohngebietsspielplatz. Doch für die DDR waren diese Arbeitseinsätze allein aus volkswirtschaftlichen Gründen unverzichtbar, bei den Subbotniks wurden Milliardenwerte geschaffen, die in den Wirtschaftsplänen oft nicht vorgesehen waren.
Ähnliche Beweggründe gibt es nun auch bei der Stadt Hoyerswerda. Seit einigen Jahren befindet sich der Haushat der Stadt im Prozess der vom Freisstaat Sachsen aufgezwungenen Haushaltskonsolidierung, weil wir noch immer 8 Millionen Euro im Jahr mehr ausgeben, als eingenommen wird. Dabei wird jeder einzelne Posten im Haushaltsplan von einem Gutachter angefasst und Einsparvorschläge gegeben. Ziel ist es, in den kommenden zwei bis drei Jahren dieses strukturelle Haushaltsdefizit in ein Plus zu verwandeln, damit Hoyerswerda dann anfangen kann, Schulden abzubauen. Klar, dass die Stadt auf diesem Weg mehr und mehr gezwungen wird, sich auf die Plfichtaufgaben einer Kommune zu beschränken. Dabei fehlt dann eben das Geld für die vielen angenehmen Dinge, die es so in der Stadt gibt: Von Lausitzhalle und Lausitzbad über die Städtischen Brunnen bis hin zu den vielen Grünanlagen und Blumenkübeln. Für einige Dinge gibt es Lösungen: Lausitzhalle und Lausitzbad sind den Städtischen Wirtschaftsbetrieben angegliedert, die Verluste durch Gewinne aus dem Geschäft der Versorgungsbetriebe Hoyerswerda ausgleichen und dennoch jedes Jahr Millionengewinne erzielen. Die Unterhaltskosten für die Brunnen werden ebenfalls von Städtischen Unternehmen übernommen. Doch es gibt noch viel Arbeit, die nicht befriedigend von der Stadt gelöst werden kann.
Deshalb nun der Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt. Zentrales Objekt des Frühjahrsputzes soll der Stadtpark am Martin-Luther-KingHaus und am Ehrenhain sein. Die engagierten Ehrenamtlichen sollen dabei am Sonnabend von 10 Uhr bis 12 Uhr wuseln und den Park hübsch machen. Da fallen von einfachen Reinigungsarbeiten bis hin zum Heckenbeschnitt einige „Gartenarbeiten“ an. Der städtische Bauhhof wird mit einigen Geräten unterstützen und auch die Müllsäcke stellen und abholen. Dennoch bittet die Stadt darum, eigene Geräte mitzubringen (wohl in der Hoffnung, hunderte Freiwillige vorzufinden). Natürlich möchte auch unser Oberbürgermeister mit von der Partie sein – in der städtischen Pressemeldung lässt er sich wie folgt zitieren:
„Ich freue mich darauf, zusammen mit anderen Freiwilligen einen ganz persönlichen und konkreten Beitrag für ein schöneres Stadtbild zu leisten, und bedanke mich bei allen Teilnehmern.“
Natürlich können auch andere Projekte in Angriff genommen werden. Sofern sich Unterstützer für andere Grünanlagen in der Stadt finden, können sie ihr Projekt beim städtischen Bauhof telefonisch bis zum Freitag anmelden unter 03571 / 456640 oder 456650, so dass auch da entsprechende Müllsäcke und deren Abholung organisiert werden kann. Bei diesem Termin müssten dann allerdings alle Geräte selbst mitgebracht werden.
Eine runde Sache, wenn die Hoyerswerdschen mitziehen und ihre Stadt aufhübschen wollen. Aus den vorher schon genannten Gründen sind diese Subbotniks zwingend notwendig, wenn wir ein lebens- und liebenswertes Hoyerswerda erhalten oder erschaffen wollen. Auf ähnliche Weise konnte der Zooverein Hoyerswerda am vergangenen Wochenende über 30 Freiwillige finden, die einen Frühjahrsputz im Zoo vorgenommen haben. Neben der Pflanzung einer gesponserten Lärche wurden einige Gehege in Ordnung gebracht, Zäune entrostet und gestrichen und die Grünanlagen in Form gebracht.
„Ein möglichst breites bürgerschaftliches Engagement wird in Zukunft noch viel mehr zu einer unverzichtbaren Säule eines bunten und vielschichtigen städtischen Lebens werden.“
2 Pings
[…] Die Stadt Hoyerswerda hat ihre Bürger aufgerufen, am Sonnabend an einem großen Arbeitseinsatz teil… Zentraler Einsatzort soll dabei der kleine Park rund um das King-Haus sein. Dabei hilft auch der Städtische Bauhof und stellt einige Geräte und die Müllentsorgung. Auch durfte jeder Hoyerswerdaer eigene Einsätze an “seinem” Park vor dem Haus oder sonst wo anmelden, da hätte der Bauhhof auch geholfen. Darum wollten wir hier auf dieser Seite alle angemeldeten Subbotniks verkünden, damit sich die Leser motiviert fühlen uns sich spontan einem Arbeitseinsatz vor ihrer Haustür anschließen können. Also eine schnelle Anfrage an die Stadtverwaltung. Olaf Dominik vom Büro des Oberbürgermeisters rief auch freundlich zurück. Doch die Nachricht war ernüchternd. Bis heute vormittag hatte sich niemand für einen weiteren Subbotnik am Sonnabend erwärmen können und bei der Stadt angerufen, die dann unterstützt hätte. Das ist ein sehr bedenkliches Ergebnis, obwohl Oberbürgermeister Stefan Skora sich sogar persönlich für dieses bürgerschaftliche Engagement eingesetzt und dafür geworben hatte. Über Gründe für die schlechte Resonanz könnte man nun stundenlang philosophieren. Doch das bringt nichts mehr. Nun müssen die engagierten Hoyerswerdaer mit starker Präsenz beim zentralen Subbotnik im Stadtzentrum zeigen, dass ihnen die Stadt nicht egal ist. Nein, nicht die Stadt, sondern ihre Stadt, unsere Stadt! (function($){ var options = {"info_link":"http://www.heise.de/ct/artikel/2-Klicks-fuer-mehr-Datenschutz-1333879.html","txt_help":"Wenn Sie diese Felder durch einen Klick aktivieren, werden Informationen an Facebook, Twitter oder Google in die USA u00fcbertragen und unter Umstu00e4nden auch dort gespeichert. Nu00e4heres erfahren Sie durch einen Klick auf das i.","settings_perma":"Dauerhaft aktivieren und Datenu00fcberu00adtragung zustimmen:","cookie_path":"/","cookie_expire":"365","cookie_domain":"","css_path":"http://www.hoyerswerda-lebt.de/wp-content/plugins/2-klicks-button-socialshareprivacy-plugin/socialshareprivacy.css","oben":"nein","overall":"nein","ausschluss_private":"nein","services":{"facebook":{"status":"on","dummy_img":"http://www.hoyerswerda-lebt.de/wp-content/plugins/2-klicks-button-socialshareprivacy-plugin/images/dummy_facebook.png","txt_info":"2 Klicks fu00fcr mehr Datenschutz: Erst wenn Sie hier klicken, wird der Button aktiv und Sie ku00f6nnen Ihre Empfehlung an Facebook senden. Schon beim Aktivieren werden Daten an Dritte u00fcbertragen u2013 siehe i.","txt_fb_off":"nicht mit Facebook verbunden","txt_fb_on":"mit Facebook verbunden","display_name":"Facebook","referrer_track":"","language":"de_DE"},"twitter":{"status":"off","dummy_img":"http://www.hoyerswerda-lebt.de/wp-content/plugins/2-klicks-button-socialshareprivacy-plugin/images/dummy_twitter.png","txt_info":"2 Klicks fu00fcr mehr Datenschutz: Erst wenn Sie hier klicken, wird der Button aktiv und Sie ku00f6nnen Ihre Empfehlung an Twitter senden. Schon beim Aktivieren werden Daten an Dritte u00fcbertragen u2013 siehe i.","txt_twitter_off":"nicht mit Twitter verbunden","txt_twitter_on":"mit Twitter verbunden","display_name":"Twitter","referrer_track":"","tweet_text":"Grou00dfer Fru00fchjahrsputz am Sonnabend: Wer hilft mit? "},"gplus":{"status":"off","dummy_img":"http://www.hoyerswerda-lebt.de/wp-content/plugins/2-klicks-button-socialshareprivacy-plugin/images/dummy_gplus.png","txt_info":"2 Klicks fu00fcr mehr Datenschutz: Erst wenn Sie hier klicken, wird der Button aktiv und Sie ku00f6nnen Ihre Empfehlung an Google+ senden. Schon beim Aktivieren werden Daten an Dritte u00fcbertragen u2013 siehe i.","txt_gplus_off":"nicht mit Google+ verbunden","txt_gplus_on":"mit Google+ verbunden","display_name":"Google+","referrer_track":"","language":"de"}}}; options.cookie_domain = document.location.host; $(document).ready(function(){ $('#socialshareprivacy2').socialSharePrivacy(options); }); })(jQuery); […]
[…] mit! Von wegen großer freiwilliger Arbeitseinsatz. Die Beteiligung war enttäuschend! Über die Pläne der Stadt Hoyerswerda, das bürgerschaftiche Engagement durch einen gemeinsamen Arbeitseinsa…, hatten wir in der Vorwoche berichtet. Leider meldete sich bis zum Freitag auch niemand für einen […]