Hoyerswerda: Wolf tötet Hund! Wirklich? Vielleicht!

(Heute mal ohne Bild)

Die Pressemitteilung der Polizeidirektion Görlitz liest sich unspektakulär und doch steckt eine Menge Sprengstoff in der Geschichte:

Hund totgebissen

Hoyerswerda, Lise-Meitner-Straße, Tierpension
10. Januar 2014, 20:00 Uhr bis 11. Januar 2014, 10:00 Uhr

Am Samstagmorgen fand die Betreiberin der Tierpension in der Lise Meitner Straße in Hoyerswerda ihren Hund, welcher im Außengehege war, leblos vor. Ein vor Ort anwesender Tierarzt geht aufgrund der massiven Verletzungen des Tieres von einem Wolfsangriff aus. Das zuständige Wolfsbüro wurde über den Vorfall informiert und unternimmt weitere Untersuchungen.

Denn schneller als die Presseverantwortlichen der Polizei war einmal wieder der Hoyerswerder WochenKurier, der schon wenige Minuten nach Eintreffen der Polizei am Ort des Geschehens war.

Mit sehr eindeutigen Fotos des getöteten Hundes macht das wöchentlich erscheinende Blatt aufmerksam. Wer diesen Link anklickt sollte sich also auf Fotos der vermutlichen Bissspuren gefasst machen.

In Hoyerswerda am 1000-Mann-Lager wurde also ein kranker Belgischer Schäferhund tödlich verletzt, der sich in einem umzäunten Gelände befunden hat. Der alarmierte Veterinär – also ein ausgebildeter Tiermediziner – will nach Untersuchung festgestellt haben, dass die Verletzungen auf einen Wolfangriff zurückzuführen sind. Gegenüber dem WochenKurier sagte er:

Ich habe keinen Zweifel, dieser Hund wurde eindeutig von einem Wolf getötet.

Das Problem: Der Tiermediziner ist auch passionierter Jäger und soll wie die meisten seiner Zunft ein erbitterter Gegner der Sächsischen Schutzpolitik für den Wolf sein.

Wie wir schon 2011 berichteten, wollen die Jäger den Wolf bejagen, da er im heimischen Wald keinen natürlichen Feind hat und sich so zu stark ausbreitet. Seitdem hat sich die Anzahl der vom Wolsfbüro Lupus gezählten Rudel in Sachsen von 5 auf 10 verdoppelt. Die Zahl der nachweislich durch Wölfe zu Tode gekommenden Nutztiere (oder Fälle, in denen das Gegenteil nicht bewiesen wurde) hat sich von 247 bis zum Jahr 2010 auf nun 437 bis zum Jahr 2013 erhöht. Das sind unbestreitbare Fakten, die von Wolfsschützern ermittelt wurden.

Und genau diese Wolfsschützer, die besonders den Jägern nicht als neutral gelten, wollen nun genauere Unterschungen am getöteten Schäferhund vornehmen lassen. Dazu wurde der Kadaver an das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin verbracht. Dort sollen unter anderem DNA-Analysen den eindeutigen Nachweis erbringen, ob tatsächlich ein Wolf in das umzäunte Hunderevier eingedrungen ist.

Doch seit die „Story“ am Sonnabend auf dem Markt ist, wird erbittert von Befürwortern und Gegnern der Wiederansiedlung der Wölfe gestritten, beleidigt und denunziert, was das Zeug hergibt. Dabei muss jetzt doch erst ermittelt werden, was geschehen ist.

Fakt ist: Der Wolf ist wieder heimisch geworden in der Lausitz und die zunehmenden Probleme mit den Menschen waren und sind vorhersehbar. Bisher wurden noch keine Wölfe in Städten mit dichter Besiedlung gesehen, Anwohner wollen Wölfe aber schon öfter in Randgebieten gesehen haben. Die Wölfe sind vermutlich keine Gefahr für den Menschen, weil sie sich meist optisch schwächere Gegner suchen. Zur Zeit geht die größere Gefahr von den Menschen für die Wölfe aus: Seit 2006 wurden 41 Wölfe tot aufgefunden, in 5 Fällen wurden sie illegal von Menschen getötet, weitere 30 starben bei Verkehrsunfällen auf Straßen und Bahngleisen.

Es ist zu wünschen, dass abseits vom typischen Alarmismus mehr Sachlichkeit in die Debatte kommt: Wer auf Risiken hinweist, ist kein Wolfshasser, wer auf getürkte Statistiken und Panikmache hinweist ist nicht automatisch ein fanatischer Wolfsschützer. Lassen wir uns in der Region nicht unnötig verrückt machen, beobachten wir den Wolf weiterhin. Freuen wir uns, dass unsere Natur so gesund ist, dass sie ein vitaler Lebensraum für eine unheimliche Artenvielfalt geworden ist. Und auch die Jäger dürfen sich freuen, dass schwache Wildtiere nun nicht mehr mühsam geschossen werden müssen, sondern durch Jäger auf vier Pfoten quasi auf natürlichem Wege bejagt werden.

Schreibe einen Kommentar